Zschillen (Kl.)

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Das Kloster Zschillen war ein Kloster in Mittelsachsen.


Lage

Das Kloster Zschillen war in Wechselburg.


Geschichte

Dedo von Rochlitz-Groitzsch gründete das um 1168 von Gerung geweihte Kloster als Hauskloster. Das Klosterleben nach den Regeln des heiligen Augustinus nahm kurz nach 1174 seinen Anfang. Der Abschluß des Baus der dreischiffigen Pfeilerbasilika muß um 1200 angenommen werden. Markgraf Heinrich der Erlauchte übergab das Kloster 1278 dem Deutschen Ritterorden.

1543 raubte Herzog Moritz von Sachsen das Kloster. Er „säkularisierte“ das Kloster und vertauschte es gegen die Orte Hohnstein, Wehlen und Lohmen in der heutigen Sächsischen Schweiz. Daher kam für Ort und die Klosteranlage der Name Wechselburg auf. Der Deutsche Orden versuchte bis 1570 erfolglos, das Kloster auf gerichtlichem Weg zurückzubekommen.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg errichteten die Herren von Schönburg auf den Fundamenten der verfallenen romanischen Klosteranlage ein Barockschloß, das ihnen bis zu ihrer Enteignung 1945 gehörte. Die Klosterkirche diente als evangelische Schloßkapelle. 1869 konvertierten die Besitzer von Wechselburg zum Katholizismus, ließen die Kirche renovieren und im katholischen Sinne umgestalten.

Nach dem Krieg wurde die Klosterkirche Pfarrkirche und Wallfahrtsort.

Klosterkirche

Die Klosterkirche ist eine spätromanische Basilika und gehört zu den am besten erhaltenen romanischen Kirchen östlich der Saale. Sie war bereits 1160 im Bau, wurde in Teilen 1268 geweiht und muß im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts fertig gewesen sein. Gleichzeitig und bald danach erfolgte der Bau der Klostergebäude südlich der Kirche. Um 1230/35 wurde der Lettner eingebaut. Die Einwölbung von Vierung und Querhausarmen erfolgte im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts; das Langhausgewölbe trägt das Datum 1476.

Die Kirche ist eine kreuzförmige Pfeilerbasilika von 54 Meter Gesamtlänge mit Hauptapsis und einer nördlichen Nebenapsis. Die Apsis im südlichen Querhausarm wurde später abgebrochen und wurde im Innern als Nische angedeutet. Im Westen steht ein stattlicher Turmbau, der den Typ des niedersächsischen Westriegels vertritt. Er ist heute nur so hoch wie das Mittelschiff und mit einem Satteldach gedeckt, besaß jedoch ursprünglich achteckige Aufsätze ähnlich der Neuwerkkirche Goslar. In der Mitte befindet sich ein eindrucksvolles Rundfenster.

Reich geschmückt ist ein Doppelportal am nördlichen Seitenschiff mit einer zweijochigen Vorhalle. Die Bogenfelder zeigen Reliefs mit Kampf des Basilisken gegen einen Löwen und rechts das Lamm Gottes. Die Kapitelle zeigen neben niedersächsischen Motiven oberrheinische und französische Einflüsse.

Das wohlproportionierte Innere zeigt an den Pfeilern der fünf Arkaden des Langhauses Kantensäulen und Karniesprofilierung. Ursprünglich war unter dem Chor eine dreischiffige Hallenkrypta vorhanden, die 1683 abgebrochen wurde; heute ist der Chor fast ebenerdig mit dem Langhaus. Der Westbau öffnet sich mit einem großen Rundbogen zum Schiff. Eine Westempore, die von einer Doppelarkade getragen wird, ist im Bogen eingefügt. Die Farbigkeit mit den weiß geputzten Flächen und den rot mit weißem Fugennetz bemalten Werksteinteilen entspricht dem ursprünglichen Zustand, war jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit ursprünglich durch Wandmalereien belebt.

Ausstattung

Das kunsthistorisch wertvollste Ausstattungsstück ist der Lettner mit Triumphkreuzgruppe, der 1971/72 an seinem ursprünglichen Ort aus zum großen Teil erhaltenen Werksteinen wieder errichtet wurde, nachdem er 1863 auseinandergerissen und teils als Kanzel und teils als Altaraufbau verwendet worden war. Die Zutaten von 1971 erfolgten in eingefärbtem Kalkstuck.

Die Kreuzigungsgruppe zeigt die Maria und Johannes unter dem gekreuzigten Christus, der von zwei heranfliegenden Engeln getragen und verehrt wird. Im oberen Kreuzende ist Gottvater mit der Taube des Heiligen Geistes dargestellt, unter dem Kreuz der erwachende Adam. Maria und Johannes stehen auf Königen, die das überwundene Heiden- und Judentum symbolisieren. Stilistisch ist die Kreuzigungsgruppe verwandt mit den etwa gleichzeitigen Triumphkreuzgruppen im Freiberger und im Halberstädter Dom aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Die Monumentalität und der gleichsam szenische Bezug der Gestalten erinnern an etwa gleichzeitige französische Werke, ohne daß ein unmittelbarer Einfluß nachweisbar ist.

Das Grabmal des Stifterpaares Dedo von Groitzsch († 1190) und seiner Gemahlin Mechthild († 1189) ist nur unwesentlich jünger als Triumphkreuz und Lettner und entstammt der gleichen Tradition. Die Figur des Dedo ist verwandt mit dem Kenotaph des Wiprecht von Groitzsch in der Laurentiuskirche in Pegau.

Verweise