Waldersee, Alfred von

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  • Alfred Heinrich Karl Ludwig von Waldersee
  • * 8. April 1832 in Potsdam
  • † 5. März 1904 in Hannover


Alfred von Waldersee war ein preußischer Generalfeldmarschall.


Leben

Waldersee entstammte dem borussischen Militäradel. Nach seiner Erziehung in den Kadettenanstalten in Potsdam und Berlin wurde er Offizier. Während des Preußisch-Deutschen Kriegs war Waldersee Adjutant im Großen Hauptquartier und im Stab des Generalgouverneurs von Hannover. Er wurde zum Major befördert und zum Generalstabsoffizier berufen. 1870 ging er als Militärattaché an die preußische Botschaft in Paris. In dieser Tätigkeit sammelte er wertvolle Informationen über die französische Armee, die dem Generalstab sehr bei der Planung des Feldzuges geholfen haben.

1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg war Waldersee als Oberstleutnant Flügeladjutant des preußischen Königs, dann Generalstabschef der Armee des Großherzogs Friedrich Franz II. 1871 war er wieder, diesmal als diplomatischer Geschäftsträger des Deutschen Reichs, in Paris. 1873 wurde Waldersee Stabschef des X. Armee-Korps in Hannover.

Familie

Am 14. April 1874 heiratete Waldersee in Lautenbach die Amerikanerin Mary Esther Lee, verwitwete Fürstin von Noer, eine bedeutende Protagonistin der deutschen Erweckungsbewegung und eine starke Förderin sozialer Einrichtungen.

Generalstab

1882 wurde Waldersee Generalquartiermeister und damit Stellvertreter Helmut Graf von Moltkes im Großen Generalstab. Moltke hatte ihn persönlich ausgesucht und baute ihn in der Folge zu seinem Nachfolger auf. In den letzten Jahren ließ er ihm relativ freie Hand, da er in hohem Alter nicht mehr die administrative Führung seines Amtes ausüben wollte und in Waldersee einen geeigneten Offizier sah, der ihn ersetzen konnte.

Präventivkriegplanung

Die von Waldersee entwickelten Pläne für einen Präventivkrieg gegen Rußland bzw. Frankreich für den Fall eines Bündnisses zwischen beiden Staaten wie sie später Schlieffen weiterentwickelte, gerieten zunehmend in den Widerspruch zur Außenpolitik des Reichskanzlers Otto von Bismarcks.

Waldersee forderte dringend und völlig zu Recht, einen Präventivkrieg gegen Rußland zu überdenken, verbunden mit Annäherungen an das konservative Lager um Adolf Stöcker und Prinz Wilhelm, den späteren Kaiser. Bei den drei Kaisern konnte Waldersee trotz seines Mentors Moltke den Schritt eines Präventivschlages nicht erreichen.

1888, nach dem Amtsantritt Wilhelms, wurde Waldersee Nachfolger Moltkes als Chef des Generalstabs. In dieser Position stärkte er das Militär gegenüber der Politik und wirkte am Sturz Bismarcks 1890 aktiv mit. Waldersee wurde aber nicht Bismarcks Nachfolger.

Weitere Karriere

1891 mußte Waldersee nach unerwarteten Differenzen mit Wilhelm II. seinen Posten im Generalstab räumen, da er beim Kaisermanöver es gewagt hatte, den Kaiser strategisch zu besiegen und damit zu zeigen, dass der Kaiser in Wirklichkeit wenig Ahnung von militärischer Strategie besaß. Dafür wurde er von Alfred von Schlieffen als Chef des Generalstabes ersetzt und als Kommandierender General des IX. Armee-Korps nach Altona, eines damals, da er in der Nähe von Bismarcks Ruhesitz Friedrichsruh lag, wichtigen Postens, versetzt.

1897 forderte Waldersee repressive Maßnahmen gegen die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, von der er meinte, daß sie die größte Gefahr für das deutsche Kaiserreich darstellen würde, und forderte, eine Allianz von Kirche, Bürgertum und Militär, um Deutschland zu retten. 1898 wurde er Generalinspekteur der III. Armee-Inspektion in Hannover, 1900 zum Generalfeldmarschall ernannt.

1900/01 erhielt er den Oberbefehl über die europäischen Interventionstruppen zur Niederschlagung des Boxeraufstandes im Kaiserreich China. Da bei seinem Eintreffen im September 1900 Peking bereits erobert war, übernahm Waldersee dort die Rolle des Besatzungsoffiziers, der Plünderungen stoppte und zwischen den acht Besatzungsmächten vermittelte. Obwohl ihn alle Besatzungsmächte achteten, unterstellten sich die amerikanischen und französischen Truppen nie seinem Befehl. Nach seiner Rückkehr aus China 1901 wurde Waldersee Generalinspekteur der III. Armeeinspektion in Hannover und verstarb 1904.

Historische Bewertung

Generalfeldmarschall von Waldersee war ein erfolgreicher politischer Offizier. Waldersees Idee des Präventivkrieges gegen Rußland vor Wiedererstarkung der französischen Militärmacht wurde auch von Moltke gefördert. Dieser Plan ist der Grundstein des bekannten Schlieffenplans, der die deutsche Strategie im Ersten Weltkrieg kennzeichnete. Für seine „militärischen Erfolge“ in China wurde von Waldersee international mit hohen Orden ausgezeichnet. Außerdem erhielt er als erster protestantischer Christ den Piusorden durch den Papst verliehen.

Waldersee wurde mehrfach als Kandidat für den Posten des Reichskanzlers gehandelt. Man rätselte damals oft, ob er den Posten wirklich gerne angenommen hätte. Aber alleine durch die Mutmaßungen, daß er Reichskanzler werden würde, wurden die favorisierten Kandidaten vorher aus dem Kreuzfeuer von Presse und Parteien genommen. Er selbst legte in seinen Erinnerungen keinerlei Wert auf das Amt des Reichskanzlers. Diese ist glaubhaft, da er seine Erinnerungen in Tagebuchform schrieb und sie erst Jahre nach seinem Tod von seinem Neffen herausgegeben worden sind und nicht im Original von ihm für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Kurz vor seinem Tode fertigte er privat einen Aufmarschplan für die japanische Armee in Korea für den aufziehenden russisch-japanischen Krieg. Nach seinem Tode und der Beendigung des Krieges in Asien bestätigte Generalstabschef Alfred von Schlieffen gegenüber dem Neffen des Generalfeldmarschalls, dass die erfolgreiche japanische Offensive identisch mit dem Plan Waldersees gewesen sei.

Verweise