Fontane, Theodor

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  • Heinrich Theodor Fontane
  • * 30. Dezember 1819 in Neuruppin
  • † 20. September 1898 in Berlin


Theodor Fontane war ein berlin-brandenburgischer Schriftsteller.


Jugend

Fontane wurde als Sohn eines Apothekers geboren. Beide Eltern waren hugenottischer Herkunft. Er lebte bis zum siebten Lebensjahr in Neuruppin. Sein Vater veräußerte die in der Mitte der Stadt gelegene Apotheke wegen seiner Spielschulden und erwarb nach Tilgung der Schulden 1827 in Swinemünde eine kleinere Apotheke, weshalb die Familie Neuruppin verließ.

Ausbildung

Von 1832 bis 1833 besuchte er das Gymnasium in Neuruppin, anschließend trat er in die Gewerbeschule in Berlin ein. 1834 zog er zum Halbbruder seines Vaters. 1836 brach er die Ausbildung an der Gewerbeschule ab und begann eine Ausbildung zum Apotheker. Seine erste Novelle 'Geschwisterliebe' veröffentlichte er 1839.

Nach dem Abschluß seiner Lehre 1839 trat Fontane im Herbst 1840 eine Stelle als Apothekergehilfe in Burg (bei Magdeburg) an. Es entstanden die ersten Gedichte. 1841 erkrankte er an Typhus, konnte sich aber bei seinen Eltern in Letschin im Oderbruch erholen, wo sein Vater 1838 eine Apotheke gekauft hatte.

Berufstätigkeit

Als er wieder gesund war, arbeitete er als Apothekergehilfe vom April 1841 bis Februar 1842 in Leipzig, danach in einer Apotheke in Dresden, schließlich in der Apotheke des Vaters in Letschin. Von April 1844 bis März 1845 leistete Fontane seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und wurde mit dem Dienstgrad Korporal (Unteroffizier) entlassen. In dieser Zeit unternahm er auf Einladung eines Schulfreundes seine erste, auf 14 Tage angelegte Englandreise.

Im Laufe des Jahres ging Fontane nach einer Zeit als Angestellter in der väterlichen Apotheke nach Berlin an eine Apotheke. Im Dezember 1845 verlobte er sich mit Emilie Rouanet-Kummer, seiner späteren Ehefrau und Nachlaßverwalterin. Im März 1847 erhielt Fontane seine Approbation als "Apotheker erster Klasse“.

Journalistik

Ende September 1849 entschloss Fontane sich, den Apothekerberuf aufzugeben und als freier Schriftsteller zu arbeiten. Es entstanden zuerst politische Texte. In diesem Jahr wurde auch sein erstes Buch veröffentlicht: 'Männer und Helden - Acht Preußenlieder'. Am 16. Oktober 1850 heiratete er Emilie.

1851 wurde Fontane von der 'Zentralstelle für Presseangelegenheiten' angestellt. Für diese machte er Reisen nach London (1852) und lebte dort mehrere Jahre von 1855 bis 1859. Aufgabe von Fontane war es in London, Presseberichte zu Gunsten der preußischen Außenpolitik in englische und deutsche Zeitungen zu bringen. Er unterstand dabei dem preußischen Botschafter in London.

Wanderungen

Mit dem Regierungswechsel im preußischen Königshaus 1859 beendete Fontane seine Korrespondententätigkeit in London, um nach Hause zurückzukehren. Hier fand widmete er sich der Reiseliteratur. Es erschienen auch die ersten Artikel über seine Heimatstadt Neuruppin. Aus den Reiseberichten, angereichert mit Geschichte und Geschichten, entstand 1861 das Büchlein 'Grafschaft Ruppin', das bereits ein Jahr später die zweite Auflage mit dem Obertitel 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg' erhielt. Bis wenige Jahre vor seinem Tode überarbeitete Fontane diesen ersten Band. Es folgten noch weitere drei Bände.

1864 reiste Fontane nach Kopenhagen, wo er über den Deutsch-Dänischen Krieg schrieb. Ab 1870 arbeitete Fontane als Theaterkritiker der 'Vossischen Zeitung'. Im selben Jahr nahm er Urlaub, um im Deutsch-Französischen Krieg den Kriegsschauplatz Paris zu besichtigen. In Frankreich wurde er unter falschem Verdacht als Spion verhaftet, jedoch nach einer Intervention Bismarcks zu seinen Gunsten wieder freigelassen. Seine Erlebnisse schilderte er 1871 in dem Buch 'Kriegsgefangen. Erlebtes 1870'.

Spätwerk

Zwischen 1874 und 1876 unternahm Fontane mit seiner Frau diverse Reisen nach Österreich, Italien und in die Schweiz. Am Ende dieser Reisen entschloss er sich, nicht mehr für eine Zeitung zu schreiben. 1876 war Fontane einige Monate lang ständiger Sekretär der Akademie der Künste Berlin. Da ihm dies nicht lag, wollte er wieder als freier Schriftsteller leben.

Mit sechzig Jahren begann für Fontane die eigentliche Blütezeit seines literarischen Schaffens. In dieser Zeit entstandenen zahlreiche bedeutende Werke. Mitte März 1892 erkrankte Fontane an einer Influenza. Acht Wochen später erlitt er einen schweren Rückfall, der zu einer qualvollen Erkrankung führte mit bedrohlichen Depressionen (Gehirnanaemie). Der Arzt riet ihm, seine Kindheitserinnerungen niederzuschreiben, um sich von der Krankheit abzulenken. Er folgte dem Rat und erholte sich wieder so gut, daß er 'Effi Briest' und zwei weitere Romane sowie die autobiografische Schrift 'Von Zwanzig bis Dreißig' vollenden konnte.

Von 1895 bis 1898 arbeitete Fontane an seinem Roman 'Der Stechlin' , den er kurz vor seinem Tode abschloß. Fontane starb in seiner Berliner Wohnung. Seine Ehefrau wurde vier Jahre später an seiner Seite beigesetzt.

Bücher

Titel Jahr[1] Infos
Cecile 1887
Der Stechlin 1899
Die Poggenpuhls 1896
Effi Briest 1896
Ellernklipp 1881 Nach einem alten Harzer Kirchenbuch
Frau Jenny Treibel 1893 oder „Wo sich Herz zum Herzen find’t.“
Graf Petöfy 1884
Grete Minde 1880 Nach einer altmärkischen Chronik
Irrungen, Wirrungen 1888 Berliner Roman
L' adultera 1882 Roman aus der Berliner Gesellschaft
Quitt 1891
Schach von Wuthenow 1883 Erzählung aus der Zeit des Regiments Gensdarmes
Stine 1890 Berliner Sitten-Roman
Unterm Birnbaum 1885 Kriminalgeschichte
Unwiederbringlich 1892
Vor dem Sturm 1878 Roman aus dem Winter 1812 auf 13. 4 Bdd.

Weiteres

  • Ein Sommer in London. Verlag der Gebrüder Katz, Dessau 1854 (Digitalisat).‌
  • Aus England. Studien und Briefe über Londoner Theater, Kunst und Presse. Verlag von Ebner & Seubert, Stuttgart 1860.‌
  • Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Verlag Springer, Berlin 1860.
  • Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Verlag Wilhelm Hertz, Berlin 1862
  • Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Zweiter Theil: Das Oderland. Barnim. Lebus. Verlag Wilhelm Hertz, Berlin 1863
  • Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864. Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1866 (Digitalisat).‌
  • Kriegsgefangen. Erlebtes 1870. Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1871 (Digitalisat).‌
  • Aus den Tagen der Okupation. Eine Osterreise durch Nordfrankreich und Elsaß-Lothringen 1871. Band 1. Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1871 (Digitalisat).‌
  • Aus den Tagen der Okupation. Eine Osterreise durch Nordfrankreich und Elsaß-Lothringen 1871. Band 2. Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1872 (Digitalisat).‌
  • Der Krieg gegen Frankreich 1870–1871 Band 1: Der Krieg gegen das Kaiserreich. Bis Gravelotte, 18. August 1870. Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1873 (Digitalisat).‌
  • Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Dritter Theil. Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg. Verlag Wilhelm Hertz, Berlin 1873 (Digitalisat).‌
  • Der Krieg gegen Frankreich 1870–1871 Band 2. Der Krieg gegen die Republik. Orleans bis zum Einzuge in Berlin. Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1876 (Digitalisat).‌
  • Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Vierter Theil. Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow. Verlag Wilhelm Hertz, Berlin 1882 (Digitalisat).‌
  • Christian Friedrich Scherenberg und das literarische Berlin von 1840 bis 1860. Verlag Wilhelm Hertz, Berlin 1884 (Digitalisat).‌
  • Fünf Schlösser. Altes und Neues aus Mark Brandenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart 1889 (Digitalisat).‌
  • Meine Kinderjahre. Autobiographischer Roman. Verlag F. Fontane & Co., Berlin 1894 (Digitalisat).‌
  • Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Verlag F. Fontane & Co., Berlin 1898 (online).‌

Nachlaß

  • Causerien über Theater. Hrsg.: Paul Schlenther. Verlag F. Fontane, Berlin 1905.
  • Aus dem Nachlaß. Hrsg. von Josef Ettlinger. Verlag F. Fontane, Berlin 1908. Darin:
  • Mathilde Möhring. In: Aus dem Nachlaß von Theodor Fontane. Verlag F. Fontane., Berlin 1908 (Digitalisat).‌
  • Reisebriefe vom Kriegsschauplatz Böhmen 1866. Hrsg. von Christian Andree. Propyläen Verlag, Berlin, Wien 1973.
  • Zwei Post-Stationen. Faks. der Handschrift. Hrsg. von Jochen Meyer. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1991. (Marbacher Schriften. 34.)
  • Unechte Korrespondenzen. Hrsg. von Heide Streiter-Buscher. 2 Bände de Gruyter, Berlin und New York 1996. (Schriften der Theodor Fontane Gesellschaft.)

Gedichte

Fontane schrieb über 250 Gedichte, darunter Balladen und Sprüche, u. a.

Zitate

  • Majoritäten sind das Dümmste, was es gibt.
  • Freiheit freilich, aber zum Schlimmen, führt der Masse sich selbst bestimmen.
  • Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.
  • Wenn man über Dinge sprechen will, muß man sie zunächst kennen.
  • Wer sich furchtsam zeigt, kriegt leicht einen Hieb; wer Mut hat, dem geht man aus dem Weg.
  • Wer seine Bitte nur weiß zitternd vorzutragen, lehrt, den der bittet, ihm sein Bitten abzuschlagen.
  • Wo viel Geld ist, geht immer ein Gespenst um.
  • Wer sich den Freund erhalten will, vertraue ihm kein Geheimnis an.
  • Das Undankbarste, weil Unklügste, was es gibt, ist Dank erwarten oder verlangen.
  • Luft und Bewegung sind die eigentlichen geheimen Sanitätsräte.
  • Wer reisen will, muß zunächst Liebe zu Land und Leuten mitbringen.
  • Einsamkeit tut weh, aber doch nicht so wie falsche Geselligkeit.
  • Fatal waren die Juden; ihre frechen, unschönen Gaunergesichter (denn in Gaunerei liegt ihre ganze Größe) drängen sich einem überall auf.[2]


Verweise


Einzelnachweise

  1. der Erstausgabe
  2. Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe, Hanser, 1980, 4. Abteilung, Band III, S. 200