Talmon, Jakob Leib

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  • Jakob Leib Talmon
  • * 14. Juli 1916 in Rippin
  • † 16. Juni 1980 in Jerusalem


Jakob Leib Talmon war ein israelischer Historiker in Jerusalem.


Leben

Talmon wurde in Polen als Jakov Leib Fleischer in einer orthodoxen jüdischen Familie geboren. Im Jahre 1934 bezog er die Hebräische Universität Jerusalem. Im Jahre 1939 setzte er seine Studien in Frankreich fort, mußte das Land aber 1940 infolge des Frankreichfeldzugs in Richtung London verlassen. 1943 wurde er von der London School of Economics promoviert. 1957 erhielt er den Israel-Preis. Seine Hauptwerke sind "The Origins of Totalitarian Democracy" und "Political Messianism: The Romantic Phase". Talmons anti-utopischer Liberalismus weist Ähnlichkeiten mit den politischen Gedanken von Karl Popper auf.

Lehre

Jakob Leib Talmon analysierte die Entwicklungsgeschichte des Totalitarismus und stellte fest, daß der linke politische Messianismus aus der französischen Revolution hervorgegangen sei. Er erkannte die innere Entsprechung von Jakobinismus und Stalinismus und prägte die Begriffe Totalitäre Demokratie und Politischer Messianismus.

1957 erhielt Talmon den Israel-Preis. Seine Hauptwerke sind "The Origins of Totalitarian Democracy" und "Political Messianism: The Romantic Phase". Talmon argumentierte, daß Rousseaus Lehre am besten als "totalitäre Demokratie" verstanden werden könne. Seine Philosophie verstehe sich "nur im Ziel und der Erlangung eines absoluten kollektiven Zwecks".

Nolte zu Talmon

Zu der historischen Variante der Totalitarismustheorie ist auch die monumentale Untersuchung von Jacob L. Talmon über die "Ursprünge der totalitären Demokratie" zu zählen. Talmon sucht die Wurzeln des Totalitarismus nicht in außereuropäischen Phänomenen, sondern in einer bedeutenden Tendenz der europäischen Geistesgeschichte selbst, zu der der Marxismus als Teil unter Teilen gehört, letzten Endes in der Theorie von einem natürlichen Zustand«, aus dem der Mensch herausgefallen sei, seitdem er sich vom "status civilis" der Konflikte um Macht und Eigentum bestimmen lasse.

Die Zentralfigur ist für Talmon Jean-Jacques Rousseau, der mit seiner Forderung der Erkennbarkeit und der Herrschaft eines "Gemeinwillens" die totalitär Erscheinungsform der Demokratie im Gegensatz zur liberalen Konzeption Montesquieus begründet habe. Der Hinblick auf einen vollkommenen Zustand der Gesellschaft jenseits von Egoismus, Entfremdung, Repräsentation und Teilung in Untergruppen, von Rousseau am Beispiel der direkten Demokratie von Stadtstaaten entwickelt und von seinen Nachfolgem wie den Saint-Simonisten auf die Entwicklung der Weltgeschichte projiziert, stelle sich notwendigerweise als "politischer Messianismus" dar und führe zu den ideologischen Bewegungen des Sozialismus und des Nationalismus, die schon als solche, und erst recht in ihren verschiedenartigen Mischungen, die liberale Demokratie in Gefahr brächten.[1]

Werke

  • The Origins of Totalitarian Democracy. 1952 (deutsch: Die Ursprünge der totalitären Demokratie, Köln 1961).
  • The Nature of Jewish History - Its Universal Significance. 1957.
  • Political Messianism - The Romantic Phase. 1960 (deutsch: Politischer Messianismus, Köln 1963)
  • The Unique and The Universal. 1965
  • Romanticism and Revolt. 1967
  • Israel among the Nations. 1968
  • The Age of Violence. 1974
  • The Myth of Nation and Vision of Revolution, The Origins of Ideological Polarization in the 20th Century. 1981.
  • The Riddle of the Present and the Cunning of History. 2000 (hebrew, p.m.).
  • Die Geschichte der totalitären Demokratie. 3 Bdd. Hrsg. von Uwe Backes. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013

Verweise


Einzelnachweise

  1. Ernst Nolte: Geschichtsdenken im 20. Jahrhundert. Berlin 1991