Schafarewitsch: Der Todestrieb in der Geschichte
- Igor Schafarewitsch: Der Todestrieb in der Geschichte. Erscheinungsformen des Sozialismus.
- Ullstein-Verlag, Frankfurt am Main. 1980
Inhaltsverzeichnis
Eine Buchbesprechung von Martin Möller
Etwa zehn Jahre vor dem berüchtigten „Russophobie“ veröffentlichte Igor Schafarewitsch das Buch „Der Todestrieb in der Geschichte. Erscheinungsformen des Sozialismus“. Dieses Buch ist 1980 als Taschenbuch bei Ullstein erschienen - lange bevor die Hetze gegen Schafarewitsch einsetzte. Damals genoß Schafarewitsch noch den Dissidenten-Bonus. Das Buch „Der Todestrieb“ ist, ebenso wie Russophobie außerordentlich bemerkenswert. Denn Schafarewitsch gelingt es hier, eine vollständige historische und religionsphilosophische Theorie des Sozialismus zu liefern. Diese Theorie gehört zu den profundesten ihrer Art und stellt Schafarewitsch Seite an Seite mit den tiefsinnigsten Sozialismuskritikern wie Mises, Hayek, Koestler und Kolakowski.
Der Sozialismus ist laut Schafarewitsch - ebenso wie die Demokratie - nicht nur die Hölle auf Erden, sondern das Resultat eines Todestriebes, ein Selbstvernichtungsmechanismus, der, nicht gestoppt oder unschädlich gemacht, zur Vernichtung bzw. Totalversklavung jedes Volkes führen muß.
Das Buch ist in drei etwa gleichstarke Teile gegliedert. überschrieben mit „Der chiliastische Sozialismus“, „Der Staatssozialismus“ und einem zusammenfassenden Analyse-Teil. Auf diese drei Teile sei nun etwas näher eingegangen.
Chiliastischer Sozialismus
In Teil 1 des Buches (Der chiliastische Sozialismus) untersucht Schafarewitsch den Sozialismus als religiöses und philosophisches Phänomen. Die Untersuchung wird eingeleitet mit drei exemplarischen Biographien:
- Dolcino und die Apostelbrüder,
- Tomas Münzer,
- Johannes von Leiden,
dieser ist einer der Wiedertäufer von Münster. Die drei Biographien sind jeweils hochinteressant und aufschlußreich für das psycho-soziale und historische Phänomen des Sozialismus. Für uns als ehemalige Ossis ist besonders der Blick eines Russen des 20. Jahrhunderts auf Tomas Münzer von Interesse. Tomas Münzer war ja, durchaus im Gegensatz zu vielen anderen „christlichen Sozialisten“ in der weiland DDR kanonisiert gewesen und bis zum heutigen Tage gibt es unzählige Tomas-Müntzer-Straßen und -Schulen etc. nicht nur auf ehemaligem DDR-Gebiet, selbst im fernen Wien-Favoriten gibt es eine Tomas-Müntzer-Gasse, 1930 durch die damalige Volksfront-Regierung geschaffen. Und ähnlich wie Fußpilz bekommt man derartige Namen auch in besseren Zeiten bekanntlich nicht wieder los.
Schafarewitsch stellt die Biographie, das Handeln, Denken und die Theologie Münzers ausführlich dar und kennzeichnet ihn als destruktiven, fanatischen Revolutionär. Er weist erstaunt darauf hin, daß Münzer jahrelang wirken konnte, zum Teil in prominenten Positionen, ohne daß er auch nur die mindeste Verfolgung zu leiden gehabt hätte. Ja es hatte damals zunächst gar den Anschein, als könne es einem charismatischem Hetzer wie Münzer gelingen, Fürsten und Herren auf seine Seite zu bringen. In seinen Büchern, die von Brutalität, Bosheit und Gemeinheit nur so strotzen, bedroht Münzer die Fürsten und droht ihnen ein grausames Schicksal an, wenn sie seinen Anweisungen nicht folgen!
Münzer gründete nicht nur sehr aktive Geheimbünde, sondern reiste auch unablässig durch Deutschland um Unzufriedene aufzuhetzen und um Gewalt zu schüren. Schließlich wurde er zum Roten Diktator der herrlichen Reichsstadt Mühlhausen, der Rat wurde verjagt, der Adel ermordet, ein Schreckensregiment errichtet und ein Heer zusammengestellt.
Doch als es Ernst wurde, erwies sich Münzer als hysterischer Feigling. Während Tausende seiner Mitkämpfer niedergemacht wurden, entfloh Münzer und verkroch sich in einer Kammer. Er wurde gottlob gefaßt und hingerichtet, nachdem er ein volles Geständnis abgelegt hatte und sich gar, o Wunder, mit der katholischen Kirche versöhnte. Diese Chance haben unzählige seiner Kombattanten nicht mehr gehabt. Man sieht, daß sich Feigheit durchaus lohnen kann. Luther schrieb über ihn in einem Brief: „Wohlan, wer den Münzer gesehen hat, der kann sagen, er habe den Teufel leibhaftig gesehen in seinem höchsten Grimm.“ Man darf wohl Luthern das Verdienst zuschreiben, daß er einer der erste war, der den teuflischen Charakter der Revolution deutlich erkannt und ausgesprochen hat.
Ketzerbewegungen
Im Anschluß an die drei exemplarischen Biographien widmet sich Schafarewitsch den Ketzerbewegungen des Mittelalters, die Schafarewitsch ausnahmslos als Vorläufer des modernen Sozialismus und Bolschewismus erkennt. Schafarewitsch benennt den Sinn des katholischen Mittelalters: „Das Mittelalter verkörperte den grandiosen Versuch der westeuropäischen Menschheit, ihr Leben auf der Grundlage der höchsten geistigen Werte aufzubauen, es als Weg zu bestimmten vom Christentum formulierten Idealen zu verstehen. Die Rede war von der Umgestaltung der menschlichen Gesellschaft und der Welt; das Ziel war der Übergang zu irgendeinem höchsten Zustand ihrer Umgestaltung. Die religiöse Basis dieser Weltanschauung war die Lehre von der Fleischwerdung Christi, welche die materielle Welt durch die Vereinigung des göttlichen und des materiellen Elements erleuchtete - und dadurch dem menschlichen Wirken den Weg wies. Die reale Führung lag in den Händen der katholischen Kirche und stützte sich auf die Lehre von der Kirche als eines mystischen Bundes der Gläubigen, der Lebende und Tote um faßt. Auf dieser Lehre beruhten sich sowohl die Gebete für Verstorbene als auch die Anrufung der Heiligen - als verschiedene Formen der Bindung zwischen Mitgliedern einer einzigen Kirche.“
Feind der Kirche war durch das ganze Mittelalter hindurch eine starke Ketzerbewegung, deren Ziel es war, die Kirche vollkommen zu zerstören: „Die Lehren dieser Sekten forderten die vollständige Vernichtung der katholischen Kirche und die Zerstörung der damaligen Gesellschaft.“ Zentrale Ziele der Sekten waren Abschaffung des Eigentums, der Familie, des Staates, der moralischen Normen. Die Sektenführer beanspruchten eine ungleich höhere Autorität als die Kirche. Aus dieser Ketzerbewegung heraus entstand der Sozialismus mit seiner Eigentums- und Familienfeindlichkeit. Ein weiteres gemeinsames Merkmal ist die Forderung nach der Vernichtung der Feinde bzw. Gegner. Im 17. Jahrhundert wird dann der Typus des Sektenpredigers von demjenigen des „Philosophen“ abgelöst. Erstes Beispiel ist die Utopia des Tomas Morus, deren Inhalt Schafarewitsch eindrucksvoll schildert. Schafarewitsch wundert sich zu Recht:
- “Wenn man Morus als Märtyrer betrachtet, der sein Leben für die Ideale der katholischen Kirche geopfert hat, so überrascht die „Utopia“ dadurch, daß sie von diesen Idealen weit entfernt ist. Neben der voll Sympathie beschriebenen hedonistischen Weltanschauung und der farblos [beschriebenen] theistischen Religion stößt man auf direkte, wenn auch maskierte Ausfälle gegen das Christentum und den Papst. Offenbar ist es bis jetzt noch niemandem gelungen zu erklären, wie sich diese beiden Konzeptionen in einem einzigen Menschen versöhnen konnten.“
Schafarewitsch bringt noch sehr ausführliche Belegung des sozialistischen Utopismus. Nach den Utopisten bemächtigten sich die Romanautoren des sozialistischen Gedankenguts. Auch dies wird von Schafarewitsch ausführlich dargestellt.
Staatssozialismus
Der zweite Teil des Buches (Der Staatssozialismus) ist dem scheußlichen Phänomen des Staatssozialismus gewidmet. Auf etwa 100 Seiten werden die historischen Beispiele Inkareich, südamerikanische Jesuitenstaaten, Mesopotamien, Altes Ägypten und Altes China großzügig und ausführlich dargestellt und analysiert.
Schafarewitsch fügt dem ganzen eine für marxistisch Geschulte interessante „Beilage“ hinzu. Es geht um die Frage, ob es eine „asiatische Gesellschaftsformation“ gegeben habe. Für nicht DDR- bzw. Marxismus-gelernte Leser dürfte dieser Abschnitt von geringerem Interesse sein, bei der Herausbildung des Marxismus zum dogmatischen System (Dialektischer und historischer Materialismus, „DIAMAT“) und bei seiner Kritik ist dieses Problem aber von nicht geringer Bedeutung, man denke an den „Renegaten“ Wittfogel.
Schafarewitsch faßt seine Untersuchung staatssozialistische Systeme mit der Anführung folgender Eigenschaften zusammen: Totale Staatlichkeit sämtlicher Ressourcen, vollständige Abhängigkeit aller vom Staat, Monopolisierung auch des Handwerks, eine geringe oder gar keine Bedeutung des Geldes, Gottkönigtum und ein System der Furcht und der Grausamkeit. Als typische Merkmale des Sozialismus arbeitet Schafarewitsch heraus: Die Aufhebung des Privateigentums, die Aufhebung der Familie, die Aufhebung der Religion (namentlich im modernen Sozialismus), die Idee der Gleichheit.
Die Vorurteile über den Sozialismus
Im dritten Teil des Buches tritt Schafarewitsch sieben weit verbreiteten Vorurteilen über den Sozialismus entgegen. Diese Vorurteile wurden entweder von den Sozialisten selbst in die Welt gesetzt oder sie beruhen auf Mißverständnissen ihrer Gegner. Erstes dieser Vorurteile ist die Vorstellung, der Sozialismus sei letztes und höchstes Stadium der gesellschaftlichen Entwicklung „Die Betrachtungsweise des Marxismus [ist falsch]: Der Sozialismus als staatliches System ist eine bestimmte Phase in der historischen Entwicklung der Menschheit, die den Kapitalismus zwangsläufig ablöst, wenn er ein gewisses Entwicklungsniveau erreicht hat; der Sozialismus als Lehre ist die Weltanschauung des Proletariats (das selbst durch den Kapitalismus hervorgebracht wird) und gleichzeitig das Ergebnis einer wissenschaftlichen Analyse, der wissenschaftliche Beweis für die Determiniertheit der sozialistischen Staatsordnung.
Diese Auffassung widerspricht den uns bekannten Fakten ganz und gar. Wenn sozialistische Staaten nur unter Bedingungen entstehen, die durch die Entwicklung des Kapitalismus geschaffen werden, wenn, wie zum Beispiel Lenin schrieb, der Sozialismus „aus dem Kapitalismus hervorgeht, sich historisch aus dem Kapitalismus entwickelt und das Ergebnis der Aktion einer gesellschaftlichen Kraft ist, die der Kapitalismus erzeugt“, woraus ging er dann im Inkareich oder in den Staaten des Alten Orients hervor, woraus entwickelte er sich, und das Ergebnis welcher gesellschaftlichen Kraft konnte er gewesen sein? Die Hinwendung zur Geschichte bestärkt übrigens nur die Zweifel, welche die Gegenwart hervorbringt: Sozialistische Staaten entstehen in China, Nordkorea und auf Kuba, in Ländern also, in denen der Einfluß des Kapitalismus auf keinen Fall als bestimmend betrachtet werden kann.
Alle Erklärungen, die sich auf die Besonderheiten einer bestimmten Geschichtsperiode, Rasse oder Zivilisation stützen, müssen fallengelassen werden. Weiterhin muß unbedingt darauf verzichtet werden, den Sozialismus als bestimmte Phase in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft zu interpretieren, die eintreten werde, wenn die für sie notwendigen Bedingungen reif seien. Jede Betrachtungsweise des Sozialismus muß sich im Gegenteil auf so umfassende Prinzipien stützen, daß sie sowohl auf das Inkareich wie auf die Philosophie Platons wie auf den Sozialismus des 20. Jahrhunderts anzuwenden sind.
Als nächstes wendet sich Schafarewitsch gegen die Vorstellung, der Sozialismus sei eine „wissenschaftliche Theorie“. Die entsprechenden Ansprüche von Marx, oder auch Fourier, führt Schafarewitsch sorgfältig ad absurdum. Nebenbei wird die ungeheure Gemeinheit und Frechheit von Marx (und noch mehr von dem perversen Fourier) einmal mehr dargestellt.
Schafarewitsch widerlegt dann zum dritten die Idee, der Sozialismus sei eine Theorie der Revolution und der staatlichen Organisation im (sozialistischen) Staat. Als zentral für den modernen Sozialismus sei, so Schafarewitsch, hingegen die totalitäre Kaderpartei, deren teuflische Besonderheiten Schafarewitsch beschreibt.
Schafarewitsch wendet sich gegen die Aussagen, der Sozialismus sei ein „Gesellschaftssystem der Zwangsarbeit“ oder er sei mit „Staatskapitalismus“ gleichbedeutend. Dies, so Schafarewitsch entspreche nicht dem Wesen der sozialistischen Idee: „Die Konzeption des Staatskapitalismus läßt sich von der Ökonomie her nicht auf die modernen sozialistischen Staaten anwenden. Es ist unmöglich, eine Gesellschaft, in der es keine privaten Produktionsmittel und keinen offenen Markt für Waren und Arbeitskräfte gibt, für eine Variante des Kapitalismus zu halten.“ Typisch hingegen seien die Ideologie und die Partei neuen Typus, die totale und bedingungslose Gefolgschaft fordert.
Schafarewitsch zeigt auch, daß das angebliche Streben des Sozialismus nach „sozialer Gerechtigkeit“ historisch immer, ausnahmslos immer, die freiwillige oder auch unfreiwillige Selbstausbeutung zugunsten einer elitären Kaste ist. Wer also nach „sozialer Gerechtigkeit“ strebt muß sich vor allem von allen Sozialisten und Kommunisten fernhalten, bzw. diese bekämpfen. Ist der Sozialismus eine eigene Religion? Schafarewitsch nennt die Selbstvergötzung und den Neomessianismus jüdischer Herkunft und einen gewissen „christlichen“ Hintergrund als mögliche religiöse „Basis“ des modernen Sozialismus. Doch bleibt er dieser These gegenüber sehr skeptisch. Er sieht wesentlich für die Religion den Gottesbezug, der dem Sozialismus völlig fehlt. Dem Sozialismus fehle auch die Anerkennung eines höhern Lebenssinns, er reduziert den Menschen auf einen primitiven, oft tierischen Animalismus.
Schafarewitsch geht in diesem Zusammenhag auf den Hexensabbat der Richtung Fourier, Freud, Marcuse ein. Er sieht im Fourierismus-Freudianismus eine der scheußlichsten Manifestationen des menschlichen Geistes, noch weit unter dem Marxismus stehend:
- “Dennoch leugnet der Marxismus die höheren Aspekte des menschlichen Seins nicht so radikal wie jene Richtung, die Fourier andeutete und die bei Freud ihre reife Formulierung fand. Der Marxismus sieht den Grundantrieb des menschlichen Lebens und die Erklärung des Geheimnisses der Geschichte in den niedrigsten Lebensäußerungen des Menschen, aber jedenfalls in der menschlichen Tätigkeit und sogar in einer Tätigkeit, welche die Menschen im „gesellschaftlichen Sein“ vereint.
Freud dagegen reduziert den Menschen auf ein noch niedrigeres, rein biologisches Niveau. Während der Marxismus die Teilung der menschlichen Gesellschaft in antagonistische Klassen (zumindest in der historischen Epoche) proklamiert, bemüht Freud sich um die gleiche Aufspaltung der menschlichen Individualität. Er sondert aus ihr die älteste und umfangreichste Schicht heraus: das Es oder den Bereich des Unbewußten, der jenseits von Zeit- oder Widerspruchsbegriffen ausschließlich nach dem „Lustprinzip“ funktioniere.“
Auf Freud und Marcuse geht Schafarewitsch sehr sorgfältig und ausführlich ein, dies sind mit die besten Abschnitte des Buches. Schafarewitsch kommt zum Schluß:
Wir haben nur wenige Beispiele angeführt, um die „Anthropologie des Sozialismus“ zu illustrieren. Doch selbst wenn wir noch weitere Beispiele entwickelter sozialistischer Theorien (etwa des Systems von L. M. Deschamps [??]) untersucht hätten, wären wir zu dem gleichen Schluß gekommen: Die sozialistische Ideologie strebt danach, die menschliche Persönlichkeit auf ihre primitivsten, niedrigsten Schichten zu reduzieren, und stützt sich dazu in jeder Epoche auf die radikalste „Kritik des Menschen“, die jeweils vorliegt. Deshalb sind die Konzeptionen des Menschen im Sozialismus und in der Religion diametral entgegengesetzt.
Wenn der Sozialismus also eine Religion ist, muß man ihn als ganz spezielle Religion bezeichnen, die sich qualitativ von allen übrigen unterscheidet und ihnen in vielen Grundfragen widerspricht. (Wie anders wären zum Beispiel die Worte Bulgakows zu verstehen, daß der Sozialismus eine „auf dem Atheismus beruhende Religion“ sei?) Dies wäre kaum möglich, ohne den Begriff der Religion willkürlich in einem solchen Maße zu erweitern, daß er jede Konkretheit verliert.
Schafarewitsch sieht den Sozialismus auch nicht als Folgeerscheinung des Atheismus. Bei der Untersuchung dieser Frage geht Schafarewitsch besonders auf Dostojewskij ein, der den Abfall von Gott in den linken Bewegungen Westeuropas im 19. Jh. ausführlich kommentiert und analysiert hat. Doch Schafarewitsch bezweifelt, daß der Atheismus die Ursache des Sozialismus sei. Er fragt zu Recht, wie aus dem Atheismus als rein negativem Phänomen ein derart aktives, wie es der Sozialismus ist, werden könne. Schafarewitsch schlägt vor, daß man bei Sozialisten besser von Theophobie sprechen solle.
- “Als Bilanz unserer kritischen Analyse läßt sich formulieren, daß man den Sozialismus offenbar nicht auf bekannte soziale Faktoren zurückführen kann. Schon das Übermaß solcher Versuche zeigt ihre Fruchtlosigkeit an.“
Schafarewitsch benennt den chiliastischen und den Staatssozialismus als zwei Seiten derselben Medaille. Er schildert die ekelerregende und abscheuliche Realität von Sowjetideologie und -praxis anhand 100er Beispiele. Die geistigen Väter des Sozialismus [besonders Marx] seien hingegen oft von abstoßender Primitivität gewesen: „Die gleichen Züge (Naivität, Kleinkriminalität, Kretinismus) treten auch in den extremeren modernen Strömungen der Linken Amerikas und Westeuropas auf und verleihen ihnen häufig den Anschein von Leichtsinn und einer gewissen Dümmlichkeit. Schafarewitsch kommt nach weiterer ausführlicher Diagnose zu dem Ergebnis: „Der Tod der Menschheit ist nicht nur ein denkbares Ergebnis, wenn der Sozialismus triumphiert, sondern er stellt das Ziel des Sozialismus dar.
Selbst wenn die Ideale der „Utopia“ auf der ganzen Welt verwirklicht werden und wenn sie in den Baracken eines universellen „Sonnenstaats“ lebt, KANN die Menschheit zweifellos die Kraft finden, um zum Weg der Freiheit vorzudringen, um das Bild und das Ebenbild Gottes - die menschliche Individualität - zu retten. Sie kann die Kraft gerade dann finden, wenn sie in den vor ihr klaffenden Abgrund geblickt hat. Doch wird sogar JENE Erfahrung reichen? Denn es scheint ebenso unzweifelhaft, daß die Freiheit des Willens, die sowohl dem Menschen wie der Menschheit gewährt wurde, ABSOLUT ist. Sie schließt auch die Freiheit in der letzten Frage ein: in der Wahl zwischen Leben und Tod.“
Acht Vorurteile über den Sozialismus nach Schafarewitsch
- Sozialismus sei letztes und höchstes Stadium der gesellschaftlichen Entwicklung
- Sozialismus sei wissenschaftliche Theorie
- Sozialismus sei Theorie zur Machtergreifung und Konsolidierung
- Sozialismus sei ein Gesellschaftssystem der Zwangsarbeit
- Sozialismus sei gleichbedeutend mit Staatskapitalismus
- Sozialismus sei Streben nach sozialer Gerechtigkeit.
- Sozialismus sei eine eigene Religion
- Sozialismus sei Folgeerscheinung des Atheismus