Rugier
Die Rugier waren ein zwischen Weichsel und Oder ansässiger ostgermanischer Stamm. Während der Völkerwanderung errichteten sie ein Reich im heutigen Niederösterreich und zogen schließlich mit den Ostgoten nach Italien.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft
Tacitus erwähnte in seinen Germania (44,1) die „Rugii“, die zusammen mit den Goten und Lugiern an der Südküste der Ostsee wohnten. Laut Tacitus zeichneten sich die drei Stämme durch runde Schilde, kurze Schwerter und Gehorsam gegenüber ihren Königen aus. Bei Ptolemaios wird der Ort „Rougion“ erwähnt.
Ein Teil der Rugier wohnten im südwestlichen Norwegen (Rogaland/Rugaland). Ob die Insel Rügen, deren Name sich von den Rugiern ableiten soll, von diesen besiedelt wurde, ist nicht geklärt.
Völkerwanderung
Im Zuge der Völkerwanderung bewegten sich Rugier mit den Goten nach Süden. Sie nahmen wie die Goten den Arianischen Glauben an. Im Gebiet der nördlichen mittleren Donau setzten sie sich fest, tauschten Bernstein, Pelze und Sklaven gegen Lebensmittel und andere Waren aus dem Römischen Reich, ehe sie vom Hunnenkönig Etzel besiegt wurden und dessen Vasallen wurden. Die Rugier begleiteten, wie viele andere germanische Stämme, Attila auf seinen Feldzügen, zuletzt 451 nach Gallien.
Reichsbildung
Nach dem Tod Attilas 453 siedelten sich die Rugier als Foederaten im heutigen Niederösterreich an, wo sie nördlich der Donau im Wald- und Weinviertel ein Reich („Rugiland“) mit dem Zentrum gegenüber von Mautern bei Krems/Donau begründeten. Rugier waren 455 an der Schlacht am Nedao beteiligt, als eine Koalition unter den Gepiden die Hunnen und Ostgoten besiegte. Im Jahr 469 unterlagen sie an der Bolia gemeinsam mit anderen Stämmen den Ostgoten.
476 unterstützten rugische Krieger die Heruler und Skiren unter Odoaker beim Sturz des letzten weströmischen Kaisers. In den Augen römischer Beobachter galt Odoakar daher als herulischer oder rugischer König. Das "rugische Regnum" fungierte daraufhin als einigermaßen berechenbare Schutzmacht über Norikum Ripense etwa zwischen Wienerwald und Enns.
Teil der Ostgoten
Friderich schloss sich mit den überlebenden Rugiern 488 Teoderich an und zog vorerst ins Ostgotenreich nach Novae in Mösien. Von dort folgte ein Großteil der Rugier den Ostgoten nach Italien und stürzten wieder im Auftrag Zenos Odoaker. Die Rugier konnten auch in Italien noch eine gewisse Selbständigkeit bewahren, stellten mit Erarich 541 sogar kurze Zeit den König des Ostgotenreiches, gingen aber mit dem Ostgotenreich 553 unter.