Innozenz III.

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  • Lothario dei Conti di Segni (Lothar Graf von Segni)
  • * 1160 auf Kastell Gavignano[1]
  • † 16. Juni 1216 in Perugia
  • 1198 - 1216


Innozenz III. war einer der bedeutendsten Päpste.


Leben

Lothario di Segni galt als einer der besten Kirchenrechtler seiner Zeit. In seiner Schrift De miseria conditionis humanae[2] behandelte er die Unvollkommenheit des menschlichen Daseins:

„Aus Erde geformt ist der Mensch, empfangen in Schuld und geboren zur Pein. Er handelt schlecht, gleichwohl es ihm verboten ist, er verübt Schändliches, das sich nicht geziemt, und setzt seine Hoffnung auf eitle Dinge … Er endet als Raub der Flammen, als Speise der Würmer, oder er vermodert … aus dir aber kommt nur Schleim, Urin und Kot … , du hinterläßt abscheulichen Gestank.“

Das Werk betont den Vorrang des Klerus vor den Laien. Insbesondere die Einordnung des Papstes als dem gewöhnlichen Menschen übergeordnet[3] zeugt vom großen Bewußtsein des Papsttums seit Gregor VII., dem nach ist der Papst vicarius Christi, als Statthalter Christi auf Erden, nicht nur als Stellvertreter Petri zu verstehen.

Pontifikat

Am 8. Januar 1198 wurde Lothario im zweiten Wahlgang zum Papst gewählt. Seine Weihe erfolgte am 22. Februar, er nahm den Namen Innozenz III. an. Zwar mokierte sich Walther von der Vogelweide über das geringe Alter des neuen Papstes,[4] Innozenz war jedoch mit einem Wahlalter von 37 Jahren aber sogar etwas älter als einige seiner Vorgänger im Amt.

Stärkung des Hl. Stuhles

Nach seinem Amtsantritt widmete Innozenz III. seine Zeit vor allen Dingen der juristischen Fixierung des Papsttums und seiner endgültigen Etablierung als auch weltlicher Macht. Dieses Ziel versuchte Innozenz vor allem durch die Ausweitung des territorialen Besitzes des Kirchenstaates zu erreichen. Unter seiner Regie weitete sich der kirchliche Besitz durch Rekuperationen[5] in Mittelitalien auf die doppelte Größe aus.

Zu den wichtigsten Gebieten, die er für das Patrimonium Petri beanspruchte, zählten die [[Toskana]], die Mark Ancona und das Herzogtum Spoleto. Im Inneren sicherte er die Herrschaft durch geschickte Familienpolitik bzw. Nepotismus ab. Der spätere Papst Gregor IX. (1227–1241) war sein Neffe und wurde während der Amtszeit von Innozenz 1198 Kaplan der Kurie, 1206 Kardinalbischof von Ostia und damit Dekan des Kardinalskollegiums.

Noch 1198 rief Innozenz den Vierten Kreuzzug aus, der allerdings das Heilige Land nie erreichte. Innozenz spielte eine bedeutende Rolle im Thronstreit im Heiligen Römischen Reich ab 1198.

Zum römischen König war 1196 der erst zweijährige Friedrich II., der Sohn Kaiser Heinrichs VI. gewählt worden, noch zu Lebzeiten des letzteren. Nach dem Tod Heinrichs 1198 wurde Friedrich im Reich aber nicht anerkannt. Stattdessen kam es zu einer Doppelwahl des Staufers Philipps von Schwaben und des Welfen Ottos von Braunschweig zu römischen Königen. Friedrich selbst wurde als Erbe seines Vaters 1198 König von Sizilien und stand dabei unter der Vormundschaft des Papstes.[6]

Mitwirkung bei deutschen Wahlen

Innozenz schlug aus den römisch-deutschen Streitigkeiten zwischen Welfen und Staufern Kapital, er sicherte sich Ländereien für den Kirchenstaat und bestand darauf, daß der Papst darüber entscheide, wer zum Kaiser gekrönt werde, und ihm daher auch ein Mitwirkungs- und im Falle des Thronstreits ein Entscheidungsrecht bei der Königswahl zukäme.[7]

Innozenz' Auffassung war, daß der Papst nur jemanden zum Kaiser krönen könne, den er als würdig empfände. Entsprechend könne auch nur derjenige König werden, den er für das Amt des Kaisers als würdig empfindet.[8]

Bereits 1199 ergriff Innozenz zugunsten Ottos Partei, der ihm im Gegenzug Schutz versprach. Ab etwa 1203 konnte sich jedoch Philipp im Reich zunehmend militärisch durchsetzen, weshalb Innozenz mit Philipp über einen Ausgleich verhandelte. Mit dessen Ermordung wurde dieser Ausgleich allerdings hinfällig und Otto war alleiniger römischer König. Am 4. Oktober 1209 krönte Papst Innozenz Otto in Rom zum Kaiser.

Als Otto im Jahr 1210 jedoch sein Schutzversprechen brach und Teile des Kirchenstaates eroberte, sprach Innozenz den Kirchenbann über ihn aus und unterstütze die staufische Partei im Reich. Auf seine Anregung trafen sich die deutschen Fürsten der staufischen Partei im September 1211 in Nürnberg, wo sie Friedrich II. erneut zum König wählten. Friedrich konnte sich in der Folgezeit im Reich durchsetzen und dankte dem Papst seine Initiative mit der Goldenen Bulle von Eger, die den Kirchenstaat in seiner bestehenden Form rechtlich anerkannte.[9]

Friedrich hatte außerdem auf die Herrschaft als sizilianischer König verzichten müssen, die auf seinen Sohn Heinrich überging. Innozenz wollte damit die Umklammerung des Kirchenstaates durch ein staufisches Reich zumindest mindern. Friedrich brach allerdings dieses Versprechen nach seiner Bestätigung durch das Vierte Laterankonzil und dem Tod Innozenz, als er selbst die Herrschaft über Sizilien wieder übernahm und Heinrich zum römischen König wählen ließ.

Durch sein europaweites Engagement für die Stärkung der Kirche hatte es Innozenz bis 1212 zum Oberlehnsherrn von Aragon, Portugal, Sizilien, Bulgarien und sogar England[10] gebracht. Innozenz befürwortete die Kreuzzüge und verfolgte eine Politik der Förderung und Integration neu gegründeter und zeitweise häresieverdächtiger Orden, etwa der Humiliaten, Dominikaner und Franziskaner; die Brüder vom Orden des Heiligen Geistes erfreuten sich seiner besonderen Gunst.

Innozenz galt als unerbittlicher Gegner der Häresie. Dies war auch das Vorspiel der 1233 eingerichteten Inquisition. Innozenz sorgte für die massive Verfolgung der Katharer und anderer Abweichler in allen päpstlich kontrollierten Staaten. Bereits im Jahre 1199 hatte er ein Verbot der Lektüre der Bibel bei nichtkirchlichen Zusammenkünften erlassen, das direkt gegen Gruppen wie die Waldenser und Katharer gerichtet war.

Unter der Führung des Simon IV. de Montfort erfolgte dann von 1209 bis 1229 der Albigenserkreuzzug, bei dem die Kirche auf Innozenz' Geheiß eine tragende Rolle spielte. Besondere Erwähnung finden in diesem Zusammenhang immer wieder die Massaker an den Katharern von Béziers und Minerve.

Im November 1215 eröffnete Innozenz das Vierte Laterankonzil, wo er zum Fünften Kreuzzug in das Heilige Land aufrief und 70 in der katholischen Kirche teilweise bis heute geltende Edikte verabschieden ließ.

Tod

Er starb am 16. Juli 1216 im Alter von 55 Jahren auf der Reise in die Lombardei in der Nähe von Perugia und wurde in der dortigen Kathedrale aufgebahrt und begraben. Der neu ernannte Bischof von Akko Jacques de Vitry schreibt darüber (in mittelalterlicher Orthographie):

„Post hoc veni in civitatem quandam que Perusium nuncupatur, in qua papam Innocentium inveni mortuum, sed nundum sepultum, quem de nocte quidam furtive vestimentis preciosis, cum quibus sci <licet sepeliendus> erat, spoliaverunt; corpus autem eius fere nudum et fetidum in ecclesia reliquerunt. Ego autem ecclesiam intravi et ocul<a>ta fide cognovi quam brevis sit et vana huius seculi fallax gloria.“ (Danach kam ich in eine Stadt, die Perugia genannt wird, wo ich den toten, aber noch nicht begrabenen Papst Innozenz fand. Ihn hatten nachts Leute seiner kostbaren Gewänder beraubt, mit denen er begraben werden sollte. Seinen Leichnam aber hatten sie fast nackt und schon nach Verwesung riechend in der Kirche zurückgelassen. Ich jedoch betrat die Kirche und sah als Augenzeuge, wie kurz und eitel die trügerische Herrlichkeit dieser Welt ist.)[11]

Die Beraubung eines toten Papstes war trotz wiederholten Verboten ein offenbar häufig geübter römischer Brauch nach dem mißbräuchlich interpretierten Spolienrecht.[12]

1891 wurde sein Leichnam nach Rom überführt und von Papst Leo XIII. Sankt Johannes in Laterano beigesetzt.

Werke

  • De contemptu mundi sive De vilitate conditionis humanae. Köln um 1473
  • De miseria humanae conditionis. Neu herausgegeben von Michele Maccarone. Lugano 1955. Vom Elend des menschlichen Daseins. Übersetzt und eingeleitet von Carl-Friedrich Geyer. Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich/New York 1990
  • Acta Innocentii papae III. Herausgegeben von Theodosyj Haluscynskyi. Rom 1944
  • Regestum Innocentii III papae super negotio Romani imperio. Herausgegeben von Friedrich Kempf. Rom 1947
  • The letters of Pope Innocent III concerning England and Wales. Herausgegeben von Christopher R. Cheney. Oxford 1967.
  • Die Register Innocenz’ III. Herausgegeben von Othmar Hageneder et al., bisher neun Bände, Graz 1964, zuletzt Wien 2010.

Verweise



Einzelnachweise

  1. 60 km südöstlich Rom
  2. Lothar von Segni: Vom Elend des menschlichen Daseins, übersetzt und eingeleitet von Carl-Friedrich Geyer, Hildesheim/Zürich/New York 1990
  3. Der Papst jedoch ist geringer als Gott, aber größer als der Mensch.
  4. „Owê, der bâbest ist ze junc. Hilf, hêrre, dîner cristenheit.“- Zu Walther von der Vogelweide (Kirchenklage = 3. Strophe im Reichston, wohl 1201 entstanden) und Innozenz III. siehe Karl Burdach: Der Kampf Walters von der Vogelweide gegen Innocenz III. und das IV. Laterankonzil. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte. Band 55, 1936.
  5. Wiedergewinnung
  6. Dazu Friedrich Baethgen: Die Regentschaft Papst Innozenz III. im Königreich Sizilien. Kraus, Nendeln 1977
  7. Dekretale Venerabilem 1202
  8. Päpstliche Approbation
  9. Dazu Manfred Laufs: Politik und Recht bei Innozenz III. Kaiserprivilegien, Thronstreitregister und Egerer Goldbulle in der Reichs- und Rekuperationspolitik Papst Innozenz’ III. Köln/Wien 1980
  10. Dazu Christopher R. Cheney: Pope Innocent III and England. Stuttgart 1976
  11. R. C. B. Huygens (Hrsg.): Lettres de Jacques de Vitry., 1960. Bd. 1, S. 73 f. Zitiert nach Elze:1978
  12. Elze:1978