Norbert von Xanten
Der Hl. Norbert war der Stifter des Prämonstratenserordens und 14. Erzbischof von Magdeburg. Er ist Patron des Bistums und Herzogtums Magdeburg, sowie einer der Patrone Böhmens.
Inhaltsverzeichnis
Kanoniker und Hofkaplan
Der Sohn des Heribert von Gennep und dessen Gattin Hedwig trat schon als Kind in das Stift St. Viktor in Xanten ein. Ihn erwartete ein angenehmes Leben auf einer üppigen Pfründe. Den Kölner Erzbischof Friedrich I. begleitend, kam der Kanoniker, der als Subdiakon noch kein Priester war, an den Königshof. Norbert nahm als Hofkaplan Kaiser Heinrichs V. an dessen Romzug teil, auf dem der Salier 1111 zum Kaiser gekrönt wurde.
1113 bot der Kaiser ihm das Erzbistum Kamerich an, doch Norbert war zur Übernahme dieses Amtes nicht bereit. Nachdem er miterlebt hatte, wie der Kaiser den Papst und die Kardinäle lange gefangen halten ließ, dürfte die Weigerung Norberts auf eine zunehmende Distanz zum Kaiser hindeuten. Norbert neigte nun dem päpstlichen Lager zu und lehnte eine Investitur aus der Hand des Kaisers ab.
Im Jahre 1115 hat sich ein Bekehrungserlebnis abgespielt: Ein Blitzschlag riß ihn während eines Ritts zum örtlichen Damenstift auf dem Master Feld im Klosterhook zwischen den Vredener Bauerschaften Gaxel und Großemast zu Boden. Im Gegensatz zu Luther wurde Norbert von Xanten dauerhaft bekehrt.
Eremit und Wanderprediger
Norbert wandte sich von seinem verweltlichten Leben ab und ließ sich zum Priester weihen. Inspiriert von den Ideen der Kloster- und Kanonikerreform und in engem Kontakt mit den reformstrengen Benediktinern von Siegburg und den asketischen Regularkanonikern der Abtei Klosterrat versuchte Norbert vergeblich, sein Heimatstift Xanten zu reformieren.
Radikal wählte er die Lebensform eines Eremiten, seine Einsiedelei befand sich auf dem Fürstenberg bei Xanten. Er zog aber auch als Wanderprediger umher. Schließlich beschloß er, seine Xantener Pfründe aufzugeben und die Heimat zu verlassen. In Südfrankreich traf er auf Papst Gelasius II., der ihm die Erlaubnis erteilte, auf der Wanderschaft zu predigen. Norbert predigte einige Zeit in Nord- und Westfrankreich. Im Jahre 1119 trat er auf dem Konzil von Reims auf. In seinen Predigten rief Norbert zur Nachfolge Christi und der Apostel auf.
Auf Anraten von Papst Kalixt II. schuf der Bischof von Laon die Voraussetzungen, daß Norbert ein Kloster gründen und leiten konnte. Norbert sträubte sich zunächst, sein bisheriges Leben aufzugeben, schließlich wählte er das abgelegene Waldtal Premontre für eine Niederlassung aus.
Die Gemeinschaft aus Laien und Geistlichen wurde zur Keimzelle des Prämonstratenserordens, der sich an die Augustinusregel hielt und eremitischen Idealen verpflichtet war. 1126 bestätigte Papst Honorius II. die Chorherren des heiligen Augustinus nach den Gebräuchen der Kirche von Premontre. Bis 1137/40 war auch ein Frauenkonvent in Premontre angegliedert. Premontre war also wie viele Prämonstratenserklöster ein Doppelkloster.
Im Rahmen der Kanonikerreform vertrat Norbert das Rechtsmodell der „libertas Norbertina“. Er ließ sich als Eigenkirchenherr die Eigentumsrechte der jeweiligen Klöster übertragen und übernahm selbst die Leitung. Für seine auf viele Stifte verteilte Reformgruppe war er Vater, Abt und Bischof zugleich. Seine Gemeinschaft war ganz auf ihn zugeschnitten und lebte nach seinem Vorbild. Der schließliche Weggang nach Magdeburg ließ die Gemeinschaft in eine Krise geraten, auf die Norberts Schüler Hugo von Fosses mit der Institutionalisierung des Prämonstratenserordens antwortete.
Erzbischof von Magdeburg
Im Winter 1125 reiste Norbert nach Rom und wurde ehrenvoll von Papst Honorius II. empfangen. Nach dem Tod Erzbischof Ruotgers von Magdeburg kam es zur zweiten großen Wende in Norberts Leben. Der charismatische Stifter einer sich rasch ausbreitenden religiösen Gemeinschaft ließ sich zum Erstaunen seiner Mitbrüder vom Papst und von König Lothar III. in die Pflicht nehmen und wurde auf einem Hoftag in Speyer zum Erzbischof von Magdeburg bestimmt. Am 18. Juli 1126 zog er dort barfuß und in ärmlicher Kleidung ein.
Nun profilierte er sich als unnachgiebiger Reformer, der sich bei den adeligen Chorherren der Bischofskirche ebenso unbeliebt machte wie bei den einfachen Priestern.
Im Jahre 1129 ersetzte er die Kanoniker des Stifts Unser Lieben Frauen in Magdeburg durch Prämonstratenser. Es soll zwei Anschläge auf sein Leben gegeben haben, und auch die Bürger rebellierten gegen den als hart empfundenen Erzbischof, der aus der Stadt fliehen mußte. Mit dem Interdikt zwang er sie zur Unterwerfung. Kaum erfolgreich war Norbert bei der Heidenmission östlich der Elbe, und auch der Plan, die erzbischöflichen Rechte auf Polen auszudehnen, konnte nie realisiert werden.
Außer dem Stift Unser Lieben Frauen gelang es Norbert, auch das Kloster Pöhlde in eine Prämonstratenserniederlassung umzuwandeln. Ein neues Kloster Gottesgnaden wurde bei Kalbe/Saale gegründet. Üblicherweise spricht man auch bei den Prämonstratensern von Klöstern, obwohl es sich um Regularkanoniker-Stifte handelt.
Norbert zählte zu den Vertrauten König Lothars III. und begleitete diesen 1132/33 nach Italien, wo Lothar zum Kaiser gekrönt wurde. Er fungierte, da der Erzbischof von Köln abwesend war, vorübergehend sogar als Reichskanzler für Italien. Nach der Rückkehr aus Italien blieb Norbert am Hof des Königs. Seit Anfang 1134 wieder in Magdeburg, erlag er am 6. Juni 1134 einer Malariaerkrankung.
Aus dem asketischen Wanderprediger und dem Vaterabt seiner Reformgemeinschaft war ein Reichsfürst geworden, der sich weltlichen Belangen wieder weit geöffnet hatte. In der Lebensbeschreibung des Grafen Gottfried von Kappenberg, der sein Vermögen Norbert geschenkt hatte und selbst dem Orden beigetreten war, wird berichtet, daß Gottfried bei einem Besuch in Magdeburg von der Pracht der Hofhaltung Norberts so abgestoßen wurde, daß er sofort wieder abreiste.
Reformer
Norbert von Xanten war kein Theologe, kein Intellektueller. Auch wenn ihm Prämonstratenser in der frühen Neuzeit etliche Schriften zuschrieben, authentisch sind lediglich zwei kurze Urkunden, die er als Erzbischof ausstellte.
Seine Reformgesinnung war praktisch orientiert. Die alte Ordnung nach apostolischem Vorbild sollte wiederhergestellt werden. Er wollte, schreibt Stefan Weinfurter über die Zeit als Wanderprediger, nicht nur sich selbst retten, sondern die Gesamtkirche erreichen, in apostolischer Nachfolge möglichst viele Menschen durch das Wort der Predigt ansprechen und zur Nachahmung der Lebensweise der Urkirche überzeugen.
Tod, Grabstätte
Norbert starb am 6. Juni 1134 in Magdeburg. Am 11. Juni wurde er durch die Bischöfe Godebold von Meißen, Ludolf von Brandenburg und Anselm von Havelberg in der Kirche des Klosters Unser Lieben Frauen feierlich beigesetzt. Den Viten ist zu entnehmen, daß der Erzbischof zunächst bei seinen Vorgängern am Kreuzaltar bestattet worden war, um dann einige Jahre später in den Chor der Kirche überführt zu werden.
Heiligsprechung
Warum Norbert anders als vergleichbare Persönlichkeiten nicht bereits im 12. oder 13. Jahrhundert heiliggesprochen wurde, bleibt rätselhaft. Im 16. Jahrhundert wollte jedenfalls der von ihm gegründete Orden es nicht länger hinnehmen, daß sein Stifter nicht der Schar der kirchlich verehrten Heiligen angehörte. 1582 erlaubte Papst Gregor XIII. dem Orden, ihn am 6. Juni als heiligen Bischof und Bekenner zu feiern. 1621 wurde die Verehrung auf die gesamte katholische Kirche ausgeweitet.
30jähriger Krieg
Durch die Bemühungen des Abtes Kaspar von Questenberg aus Prag gelangte das Liebfrauenkloster im Zuge der Gegenreformation noch einmal in den Besitz der Prämonstratenser. Dieser Abt ließ 1626, als die politische Lage während des Dreißigjährigen Krieges dies erlaubte, die Gebeine des Ordensgründers Norbert – gegen den Widerstand von Rat und Bürgerschaft des lutherischen Magdeburgs – in das Stift Strahow nach Prag überführen, wo sie noch heute ruhen. Von den zeitgenössischen Quellen zur Erhebung der Gebeine und zur Überführung nach Prag ist sicher die wichtigste die Narratio translati e Saxonia in Boemiam sacri corporis … Norberti ….
Verweise