Marxismus als Lügen- und Neidgewebe
- Autor: Boris Baschanow
Marxismus als Lügen- und Neidgewebe
Ich bemühte mich, meine Kenntnisse auf dem Gebiet der marxistischen Theorie zu vertiefen. Was in die Augen sprang, war die Tatsache, daß die soziale Revolution in Rußland stattfand, entgegen allen Theorien und Voraussagen von Marx, während im „kapitalistischen“ Westen diese Prognose zur Gänze vom Leben widerlegt wurde.
Statt der vorausgesagten Verarmung des Proletariats vollzog sich ein ständiger, bisher ungeahnter Aufschwung des Lebens der werktätigen Massen. Ich möchte daran erinnern, daß nach einem Reskript des Marschalls Bobant für Ludwig XIV. jeder fünfte der Bevölkerung Frankreichs nicht an Krankheiten, nicht an nein Alter, sondern am Hunger starb.[1] Ich verglich dies mit dem Lebensniveau der Arbeiter im Westen im 20. Jahrhundert.
Und eine soziale Revolution in Rußland, wo 85 Prozent der Bevölkerung Kleinbauern waren, während es - einfach lächerlich - nur etwas über ein Prozent Arbeiter gab, hatte Marx überhaupt nicht gesehen. Im Jahre 1921 zählte Sowjetrußland in seinen damaligen Grenzen 134,2 Millionen Menschen, von denen 1,4 Millionen Industriearbeiter waren. Diese Ziffern sind der offiziellen Geschichte der KPdSU (Ausgabe 1970), Band IV, S. 8, entnommen.
Je mehr ich mich in die marxistische Theorie vertiefte, um so übler wurde mir von diesem Galimathias[2], der sich pompös als Wirtschaftslehre ausgab. Dennoch mußte man sich damit auseinandersetzen. Angefangen bei Adam Smith, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von den besten Vorsätzen geleitet, die wissenschaftlichen Grundlagen der Volkswirtschaft zu finden versuchte. Der Versuch war verfrüht und fehlerhaft. Verfrühtr, weil die Methoden der exakten Wissenschaften erst bestimmt wurden und noch nicht auf ein so kompliziertes und schwieriges Gebiet wie die volkswirtschaftlichen Erscheinungen angewandt werden konnten.
Fehlerhaft, weil Smith die Methoden der exakten Wissenschaften zur Analyse der zu untersuchenden volkswirtschaftlichen Erscheinungen gar nicht anwandte, sondern die Methodologie der zeitgenössischen deutschen idealistischen Philosophie Kants und Hegels, aus der eine wissenschaftliche Erkenntnis für die Volkswirtschaft gar nicht entstehen konnte. Aus seinem philosophischen Unsinn entwickelte Smith die Theorie des Arbeitswertes, ein falsches und derbes Geschöpf deutscher philosophischer Vorstellungen.
Was bestimmt den Preis einer Ware? Reale Ursachen und Folgen zu suchen ist kein philosophischer Vorgang. Der Preis ist ein Phänomen, aber nach Smith's Philosophie ist er ein verborgenes Wesen – ein Numen[3]. Das ist der Wert. Mit ihm muß man sich beschäftigen. Und er wird von der Arbeit, der physischen Arbeit bestimmt, die auf die Herstellung einer Ware verwendet wird. - „Gestatten Sie“, erwiderten nüchterne Beobachter, „das stimmt nicht! Dafür gibt es Tausende von Beispielen. Eine Maschine, die dieselbe Arbeit verrichtet, der Preis eines Diamanten, der ohne alle Arbeit am Ufer des Meeres gefunden wird usw.“
Smith korrigierte sich: Der Wert wird nicht allein von der Arbeit bestimmt, sondern von der durchschnittlichen, gesellschaftlich unerläßlichen Arbeit. Diese Theorie, die Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhob, doch absolut falsch war, darf in einer Hinsicht als bemerkenswert gelten: sie zeigte, wieviele Millionen Menschenleben ein mißratenes Werk des menschlichen Verstandes kosten kann. Der von Adam Smith gezeugte Bastard begann nämlich, sein eigenes Leben zu führen.
Nach Smith kam David Ricardo und zog aus dessen Theorie alle logischen Schlüsse: Wenn nur physische Arbeit, nur der Arbeiter Werte schafft, wie kann sich dann Kapital bilden? Klar, der Kapitalist zahlt dem Arbeiter nicht den vollen Lohn für das vom Arbeiter Produzierte‚ sondern behält einen Teil (Mehrwert); die Häufung dieses verhehlten, gestohlenen Teiles schafft das Kapital. Folglich, verkündete Karl Marx, ist jeder Kapitalist ein Dieb und Gauner, jedes Kapital den Arbeitern geraubter und gestohlener Reichtum. Und die Proletarier aller Länder müssen sich vereinigen, um mit Gewalt das wegzunehmen, was man ihnen gestohlen hat.
Auf den ersten Blick ist es höchst merkwürdig, wie ein solcher Galimathias als wissenschaftlich bezeichnet werden kann. Ihm zufolge schaffen allein schon die Handbewegungen eines Arbeiters Werte, nützliche Dinge, Waren und halten die Wirtschaft in Schwung. Im Gegensatz dazu ist die Arbeit eines Gelehrten, Erfinders, Ingenieurs, Technikers, Organisators keine Handarbeit, sondern Geistesarbeit. Sie schafft nichts, spielt keine Rolle?
Hände hatten aber die Menschen schon immer, während die gigantische Entwicklung des Wohlstandes der Gemeinschaften und Massen erst dann einsetzte, nachdem die Hirne der Gelehrten und Techniker herausgefunden hatten‚ wie man die Hände und die Maschinen bewegen muß, um unvergleichlich bessere Resultate zu erzielen. Wenn du also, lieber Leser, nicht die Hände bewegst, bist du nach Marx ein Dieb und Parasit. Was für ein kläglicher Unfug! Wie alles kopfsteht in diesem Unsinn, der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt.
Indes hat sich der Marxismus als ein Faktor von gewaltiger Kraft im Leben unserer Gesellschaft erwiesen. Dabei muß man wieder an den genialen Ausspruch Le Bons denken: Der Verstand schafft Erkenntnis, Gefühle bewegen die Geschichte. Die marxistische Theorie, wertlos für das Verständnis des wirtschaftlichen Lebens, hat sich als Dynamit in emotionaler Hinsicht herausgestellt. Allen Armen und Unterdrückten zu sagen, ihr seid arm, ihr seid Bettler und seid deshalb unglücklich, weil euch der Reiche bestohlen hat und immer weiter bestiehlt, heißt den Weltbrand entfachen und einen derartigen Neid und Haß erwecken, daß man ihn mit einem Meer von Blut nicht löschen kann. Der Marxismus ist eine Lüge, doch eine Lüge von ungeheuerlicher Sprengkraft. Auf diesem Fels hat Lenin seine „Kirche“ in Rußland erbaut.[4]
Verweise