Lemberg
- deutsch auch „Löwenberg“
Lemberg ist eine Stadt im Osten Polens.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Lemberg liegt etwa 100 km östlich von Prömsel. Lemberg liegt mitten auf der Europäischen Hauptwasserscheide. Von der einen Seite der Stadt fließen die Flüsse ins Schwarze Meer, von der anderen in die Ostsee.
Stadtname
Unter König Kasimir dem Großen begann das deutsche Kolonisationswerk in der Umgebung von Lemberg. In polnisch oder lateinisch geschriebenen Urkunden taucht der Name des Ortes 1342 erstmals als Lamberg auf.
Geschichte
1356 erhielt die Stadt von König Kasimir dem Großen das Magdeburger Stadtrecht; deutsche Bürger siedelten sich an. Die Amtssprache war jahrhundertelang Deutsch. Das Siegel des Stadtrates lautete lateinisch S(igillum): CIVITATIS LEMBVRGENSIS. Die 1661 von König Johann II. Kasimir gegründete Universität gehört zu den ältesten ostdeutschen Universitäten.
1772 fiel die Stadt mit der ersten Teilung Polens an Österreich. Lemberg wurde Hauptstadt des Königreichs Galizien und Lodomerien und viertgrößte Stadt der Monarchie. Anfangs wollte Kaiser Josef II., wie in seinem gesamten Herrschaftsbereich, die deutsche Sprache als Verwaltungssprache durchsetzen.
Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich die Zusammensetzung des Beamtenapparats. Waren zuvor von den 800 Beamten 600 Deutsche gewesen, führte die relative Autonomie des Königreichs Galiziens ab 1867 dazu, daß schnell das Polnische als Zweitsprache hinzukam. Nun fungierten vor allem Polen als Beamte der Wiener k.k. Regierung in Galizien.
Von 1867 an besaßen die Galizier die einheitliche österreichische Staatsbürgerschaft und waren mit polnischen und nach der Erweiterung des Wahlrechts auch ruthenischen Abgeordneten im Reichsrat, dem Parlament Cisleithaniens in Wien, vertreten. Das in Wien herausgegebene Reichsgesetzblatt erschien seit 1867 auch in polnischer und seit 1870 auch in ruthenischer Sprache.
Lemberg war Sitz des k.k. Statthalters, des Sejms, dreier Erzbischöfe (römisch-katholisch, griechisch-katholisch, armenisch-katholisch), die kraft ihres Amtes Mitglieder des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats waren, und eines Oberrabbiners. Von 1804 bis 1870 war die Stadt zudem Sitz der Evangelischen Superintendentur A. B. Galizien.[1] Lemberg verfügte über eine Universität und ein Polytechnikum, beide mit polnischer Unterrichtssprache, vier polnische, ein deutsches und ein ruthenisches Gymnasium.
Um 1900 waren etwa die Hälfte der Einwohner Polen, ein Viertel Juden und 30.000 Ruthenen.
Garnison
Lemberg gehörte vor dem Ersten Weltkrieg – mit Krakau und der Festung Przemyśl – zu den größten Garnisonen der k.u.k. österreichisch-ungarischen Armee im Osten der Monarchie. Der Standort war Eckpfeiler zum Schutz der Grenze Österreich-Ungarns gegen das Russische Kaiserreich. Allerdings eroberte die russische Armee Ende August 1914 in der Schlacht von Lemberg die Stadt und drang weit nach Westen vor. Lemberg blieb bis Juni 1915 von Rußland besetzt und war auch in der Folge bis zur Russischen Revolution 1917 mehrmals gefährdet.
Zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde Deutschland gezwungen, Polen die Herrschaft über die Region zu überlassen.
Die Stadt hatte damals 361.000 Einwohner, die meisten davon Polen, ein Drittel mehrheitlich polonisierte Juden, außerdem Ukrainer, Deutsche und polnische Armenier. Im Umland der Stadt lebten mehrheitlich Ukrainer. In den Zwischenkriegsjahren blieb Lemberg sowohl eine Hochburg polnischer Kultur als auch ein Brennpunkt ukrainischen Nationalgefühls; es blieb jedoch auch die habsburgische, übernationale Identität im Hintergrund präsent. Weltrang auf dem philosophischen Gebiet der Logik hatte die Lemberg-Warschau-Schule.
Stadtbild
Lembergs Altstadt und die um die Wende zum 20. Jahrhundert entstandenen Quartiere in der Umgebung weisen eine von Kriegszerstörungen und nachkriegszeitlichen Eingriffen verschont gebliebene und fast einmalige geschlossene Bebauung der Renaissance, des Barocks, des Klassizismus, Historismus, Jugendstils und Art déco auf.
Kirchen
- Lateinische Kathedrale Mariae Himmelfahrt (1360–1481)
- Griechisch-katholische Sankt-Georgs-Kathedrale (Bernard Meretyn, 1744–1770)
- Mariä-Himmelfahrt-Kirche der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche (Paolo Romano, 1591–1629)
- Armenische Marien-Kathedrale (1356–1363)
- Allerheiligenkirche (früheres Benediktinerinnenkloster, 1597–1616)
- Ehemalige Stavropihija-Kirche (Pawlo Rymlyanyn, 16. Jahrhundert)
- Boim-Kapelle (1609–1615)
- Dominikanerkirche Corpus Christi (Jan de Witte, 18. Jahrhundert)
- St.-Andreas-Kirche (früheres Bernhardinerkloster, 17. Jh.)
Verweise
Einzelnachweise
- ↑ A. B. = Augsburgisches Bekenntnis