Georg V. von Hannover
Georg V. war der letzte König des Pseudokönigreichs „Hannover“.
Inhaltsverzeichnis
Freimaurer
König Georg war Freimaurer und seit 1857 Großmeister der Großloge von Hannover bis zu deren Auflösung 1866.
Leben
Prinz Georg Friedrich Alexander Karl Ernst August, KG, war der Sohn des Königs Ernst August von Hannover und seiner Frau Friederike von Mecklenburg-Strelitz. Er war ein Vetter ersten Grades der Königin Viktoria und verbrachte seine Kindheit in Berlin und Großbritannien. Nach dem Ende der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover und der Thronbesteigung seines Vaters in Hannover wurde er Kronprinz, blieb aber als legitimer männlicher Nachfahre König Georgs III. Mitglied der britischen Königsfamilie und Zweiter in der britischen Thronfolge – bis zur Geburt des ersten Kindes Königin Victorias, Prinzessin Victoria im Jahre 1840.
Blindheit
Bereits in jungen Jahren war Georg erblindet. Das Augenlicht verlor er links 1829 durch eine Krankheit und rechts 1833 durch einen Unfall, der zu einer Starkapsel führte. Obwohl deswegen Zweifel an seiner Eignung aufkamen, setzte sich sein Vater dafür ein, daß er König werden sollte, indem jener 1842 anordnete, daß die vom Thronfolger zu vollziehende Unterzeichnung von Regierungsakten in Gegenwart von vereidigten Zeugen zu geschehen habe. Jedoch versuchte er zeit seines Lebens seine Blindheit in der Öffentlichkeit zu verbergen. Georg, der seinen Vater schon während einer längeren Abwesenheit in Großbritannien 1843 vertreten hatte, folgte ihm nach dessen Tod am 18. November 1851 als König von Hannover, 2. Herzog von Cumberland und Teviotdale und Earl of Armagh.
Aufhebung der "Verfassung"
Von seinem Vater und seinem Onkel mütterlicherseits, Karl Friedrich zu Mecklenburg (1785–1837), einem der einflußreichsten Männer am preußischen Hof, hatte er eine feudale und autokratische Staatsauffassung übernommen. Unterstützt von seinem Günstling und Minister, Graf Borries, ging er bald vom liberalen Kurs ab und hob 1855 die liberale Verfassung, die sein Vater als Folge der Revolution von 1848 hatte erlassen müssen, wieder auf, er konnte sich aber mit seiner reaktionären Politik auf Dauer nicht durchsetzen. Während seiner fünfzehnjährigen Regierung lag er in häufigem Streit mit dem hannoverschen Landtag.
Bündnis gegen Preußen
Im Gegensatz zu seinem Vater galten seine außenpolitischen Sympathien Österreich statt Preußen, gegen das er eine tiefe Abneigung hatte, besonders seit Preußen ihn zu einem Bündnis gegen Österreich hatte zwingen wollen, was er als Eingriff in seine – mit ängstlicher Eifersucht gehütete – Souveränität betrachtete. Diese Abneigung gegen Preußen trat in der Bundesreformfrage, in der Angelegenheit wegen des Küstenschutzes, in der Zollvereinskrise und bei manchem anderen Anlass zu Tage.
Gegen den Beschluß seines Landtags weigerte er sich daher auch, der preußischen Forderung zur Neutralität und damit zum Bruch mit dem Deutschen Bund im bevorstehenden Deutschen Krieg zuzustimmen, sondern schloss sich den anderen loyalen Mittelstaaten an. Nach der unausweichlich gewordenen Kapitulation trotz der taktisch erfolgreichen Schlacht bei Langensalza wurde daraufhin das Königreich Hannover von preußischen Truppen besetzt und am 20. September 1866 annektiert. Der König floh nach Wien (wo er die Villa Hügel in Hietzing bezog), seine Familie folgte ihm ein Jahr später nach einem vorübergehenden Aufenthalt im Schloß Marienburg ins österreichische Exil.
Nach 1866
Der exilierte Georg V. weigerte sich bis zum Schluss, seine Ansprüche auf das Königreich Hannover aufzugeben und die Annexion anzuerkennen. Er appellierte vergeblich an die europäischen Großmächte und gab im Pariser Exil die Zeitschrift „Situation“ heraus, die täglich in den heftigsten Ausdrücken die neue Ordnung der Dinge in Deutschland angriff und den Haß Frankreichs gegen ein preußischer werdendes Deutschland schürte.
1867 ließ er mit Hilfe des Schriftstellers Oskar Meding (als Romancier Gregor Samarow) in Frankreich eine Privatarmee aus hannoverschen Flüchtlingen aufstellen, um im Falle eines deutsch-französischen Krieges an der Seite Frankreichs sein Reich zurückzuerobern (Welfenlegion), was schließlich mit dazu führte, daß Preußen eine bereits zugesagte finanzielle Entschädigung aussetzte und sein Privatvermögen beschlagnahmte (Welfenfonds). Bis zum Schluß unversöhnt und schwer krank, starb der blinde König am 12. Juni 1878 in Paris. Sein Leichnam wurde nach England überführt und in der Gruft der St. George's Chapel in Windsor Castle beigesetzt.
Der König und seine Frau Marie gaben dem 1856 gegründeten Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein in Georgsmarienhütte, der dort ein Hüttenwerk betrieb, den Namen. Beide unterstützten die Gründung ideell und finanziell.
1869 ließen beide die nach ihnen benannte Kirche St. Georg-Marien in Ilfeld errichten.
Musiker und Mäzen
Unter der Regierung Georgs V. erlebten das höfische und das bürgerliche Musikleben Hannovers einen großen Aufschwung. Er selbst gab als Pianist und Komponist entscheidende Anregungen. Von seinen etwa 200 Werken sind vor allem Kunstlieder und Lieder für hannoversche Männerchöre sowie Musikstücke für Musicorps zu nennen. Obwohl er in seinem Schaffen leicht fasslichen Melodien im Stil des italienischen Belcanto den Vorzug gab und das in popularästhetischen Schriften theoretisch vertrat, förderte er auch das Schaffen seiner Zeitgenossen Hector Berlioz, Robert Schumann, Richard Wagner und Johannes Brahms.
Trivia
König Georg V. von Hannover war der erste Schützenkönig im Tostedter Schützenverein von 1854 e.V. Heinrich Narten gab für den erblindeten König den Königsschuss ab. Die Tostedter Schützen führen enge Bezüge zum Königreich Hannover und tragen heute noch die Uniform der Hannoverschen Jäger, wonach auch das Mitteilungsblatt des Schützenvereins benannt wurde.