Die moderne Demokratie ist das Werk der Hölle

Aus Monarchieliga
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  • Kapitel 8 aus den "Gedanken eines Reaktionärs“
  • von Pater Robert Mäder


Auf der Kanzel soll keine Alltagspolitik betrieben werden. Wir haben der Ewigkeit und nicht dem Tage zu dienen. Die politisierenden Pfarrer, die ihre Rolle mit der des Straßenredners und Zeitungsschreibers verwechseln, sind, wie die letzten Jahre beweisen, ein Unglück für die Kirche. Diese Diener des lebendigen Gottes erniedrigen sich zu Hofkaplänen und Kammerdienern der Regierungen.

Wir haben auf der Kanzel nie etwas anderes als Religion zu treiben. Theologie, die Wissenschaft Gottes. Aber gerade weil wir Religion treiben müssen, haben wir auch im staatlichen Leben die Tatsache festzustellen, daß auf dem tiefsten Grunde aller Politik Theologie ist. Jede politische Wahrheit geht zurück auf eine religiöse Wahrheit. Jede politische Irrlehre entspringt einer religiösen Irrlehre.

Die politische Frage, die heute bei allen Völkern im Vordergrund steht, ist die demokratische Frage. Die Nationen sehen in der Demokratie das große Heilmittel gegen alle Sünden der Regierungen. Die Völker, 6.000 Jahre unter der Vormundschaft einer bevorzugten Kaste, fühlen sich mündig. Die Souveränität, bisher ein Kronrecht, wird ein Volksrecht. Es ist die Geburtsstunde der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Jeder Bürger ein König! Die Folge davon: das Paradies auf Erden! die soziale Frage ist gelöst! Der Krieg ist in Zukunft unmöglich. Die ganze Menschheit eine Familie - die Weltrepublik! Alle Nationen, die kleinen und die großen, gleichberechtigte Schwestern!

Die demokratische Frage ist im tiefsten Grunde eine sittliche und religiöse Frage und gehört deswegen auf die Kanzel. Wenn der demokratische Rausch nicht mit aller Entschiedenheit bekämpft wird, so ist bald die ganze Welt verrückt. Ich mache eine Feststellung: Ich rede nicht von der Regierungsform. Der Schweizer ist von Geburt Republikaner und ist es mit aller Glut der Seele.

Die moderne Demokratie hat mit der Regierungsform an und für sich nichts zu schaffen. Sie besteht ebenso bei überzeugten Monarchisten wie Republikanern. Sie ist die allgemeine Auffassung, daß die Regierung auf den Schultern des Volkes zu ruhen habe, daß das Volk regieren müsse und daß alle Regierungsvollmachten vom Volke gegeben und darum auch wieder genommen werden können. Das ist eine Häresie. Noch mehr: Es ist Revolution, die Umwälzung aller Fundamente der staatlichen Ordnung.

Die Demokratie, die moderne Demokratie, die Lehre von der Volkssouveränität und Volksherrschaft ist ein Widerspruch gegen das christliche Dogma. Es gibt nach der hl. Schrift keine Gewalt außer von Gott, und die, welche besteht, ist von Gott angeordnet. Wer sich der Gewalt widersetzt, widersetzt sich der Anordnung Gottes. Und die sich widersetzen, ziehen sich die Verdammnis zu (Röm 13, 1-2). In der Republik und z.T. auch in der konstitutionellen Monarchie werden die Regierenden durch die Mehrheit des Volkes gewählt. Durch eine solche Wahl wird nun allerdings der Inhaber der Regierungsgewalt bezeichnet, aber wie Leo XIII. sehr entschieden betont, wird hierdurch keine Herrschaft und kein Recht der Gewalt übertragen.[1]

Niemand gibt, was er nicht hat. Von Natur aus ist jeder Mensch ebenbürtig in der Menschenwürde und hat deswegen keine Gewalt über den anderen. Seine Macht über den anderen ist mathematisch ausgedrückt gleich Null. Auch bei 500.000 Stimmen. Denn 500.000 mal Null ist gleich Null. Und 50 Millionen mal Null ist wieder Null. Ob die Rechnung in einer kleinen Alpenrepublik, in den Vereinigten Staaten von Amerika oder in Rußland gemacht wir, das Resultat ist immer daßelbe. Wir können Regierungsräte bestimmen, aber wir können aus ihnen keine Regierung machen. Wir können den Regierungsräten nicht die Seele der obrigkeitlichen Autorität einhauchen. Dieses Recht hat sich Gott vorbehalten. Jede Gewalt kommt von oben. Die Theorie von der Volksherrschaft, die moderne Demokratie ist daher eine Irrlehre.

Die moderne Demokratie führt zum praktischen Atheismus. Wenn die Gewalt und das Recht im Volke ruht, so folgt, daß Gott in den öffentlichen Angelegenheiten der Nationen nichts zu sagen hat. Die Religion hat keine Rechte auf die Regierung. Die Kirche ist vogelfrei. Die Gebote Gottes gelten höchstens für die Sakristei und das Kämmerlein der privaten Frömmigkeit. Man geht vielleicht nicht soweit, das Dasein Gottes zu leugnen, aber Gott im Himmel ist recht- und machtlos. Er ist Gott ohne Thron und Krone. Er ist eine lächerliche Figur, mit der man manchen kann, was man will. Wir haben in der Politik den praktischen Atheismus. Gott ist nichts, die Masse ist allmächtiger, allgegenwärtiger, allwissender Gott!

Die moderne Demokratie mit ihrem Endziel, der Weltrepublik, diesem Ideal der gegenwärtig herrschenden internationalen Freimaurerei, ist ein Werk des Gotteshasses und des Antichristentums. Die immer harmlosen Katholiken ahnen das nicht. Desto schlimmer für sie. Die Prophezeiung von Donoso Cortes in seinem Schreiben an Kardinal Fornari wird in Erfüllung gehen: Das große antichristliche Reich der letzten Zeiten, das die geheime Offenbarung voraussagt, wird in kolossales, demagogisches Weltreich sein, regiert von einem Volksmann von satanischer Größe.

Die moderne Demokratie - ich wiederhole es, die moderne Demokratie, nicht die altehrwürdige, christliche Republik der Vergangenheit - ist das Werk der Hölle. Die Volkssouveränität an der Stelle der Souveränität des Allerhöchsten!

Die moderne Demokratie ist ein Widerspruch mit der Vernunft, ein Wahnsinn. Das Volk soll regieren, in den Republiken, in den Monarchien? Ich sage: Entweder oder! Entweder befiehlt das Volk und dann gehorcht es nicht. Oder das Volk gehorcht und dann befiehlt es nicht. Man kann nicht zugleich regieren und Gehorchen. Man kann nicht zugleich der Vorgesetzte und der Untergebene sein. Man ist entweder das eine oder das andere. Man regiert oder man wird regiert. Die Ehrlichkeit verlangt also, daß man sich für das Regiertwerden ausspricht und somit gegen die Volksherrschaft und Volkssouveränität. Oder man ist für das Massenregiment - alle Bürger sind Könige, Regierungsräte, Gesetzgeber und Richter - und das ist die Anarchie. Soll die Volkssouveränität nicht leere Phrase sein, so muß man Anarchist werden.

Die moderne Demokratie widerspricht aller Erfahrung und Geschichte. Es hat niemals ein Volk gegeben, das sich selbst regiert hat. Es gibt heute keines und wird nie eines geben. Das Volk ist immer regiert worden, vielleicht durch einen allein in der Monarchie, vielleicht durch mehrere miteinander in der Republik, vielleicht durch eine Familie, in der die Herrschaft sich durch die Jahrhunderte vererbt, vielleicht durch vom Volk bestimmte Männer. Aber mag auch die Form der Regierung in den einzelnen Nationen und Zeiten sich ändern, das Volk wird immer regiert, weil es da ist, um regiert zu werden.

Auch die Republik macht davon keine Ausnahme. Vor hundert Jahren sind Könige und Aristokraten gestürzt worden. Was geschah? Es kamen neue Namen, neue Männer, neue Familien, neue Aristokraten, Aristokraten des Geldes oder Geistes, die sich auf die leeren grünen Sessel schwangen. Das Volk ist da, um regiert zu werden.

Wir können an die Urne gehen, aber es ist in der Regel eine Selbsttäuschung, wenn wir glauben, daß das "Volk“ an der Urne den Ausschlag gibt. Das Volk wird geführt von einem kleinen Häuflein, von einigen Schriftstellern, Redakteuren, Rednern, Kapitalisten, Agitatoren, von einem Komitee, einem offenen oder geheimen Klub.

Die Volksherrschaft ist in der Regel Phrase oder Volksbetrug. Sie ist fast immer die Stiege, auf die neue Machthaber hinaufsteigen zur Macht. Sind sie droben, so verachten sie die Stiege, das Volk. Darin beruht die Taktik der modernen internationalen Freimaurerei. Sie spricht von Volksherrschaft, um die Könige und Regierungen zu stürzen und sich an deren Stelle zu setzen. Ihr letztes Ziel ist nicht die Souveränität des Volkes, sondern die Souveränität der Loge! Das Volk wird auch in Zukunft regiert werden.

Die moderne Demokratie ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das Volk, das heißt alle. Nun gut, das "Volk“ ist kein einheitliches Ganze. Es ist zumal heute zusammengesetzt aus den größten Gegensätzen. Wenn es eine Zeit gäbe, wo das ganze Volk regieren könnte, dann wäre es die Zeit, wo alle eines Sinnes und eines Herzens wären, das ganze Volk gleichsam eine Person. Wenn es eine Zeit gibt, wo die allgemeine Übereinstimmung nicht vorhanden und deswegen die Demokratie unmöglich ist, dann ist es die heutige.

Die Herrschaft muß nach gewissen Grundsätzen geschehen. Diese Grundsätze sind entweder katholisch oder protestantisch, liberal oder sozialistisch. Die Regierung ist also immer Regierung im Sinn und Geiste eines Volksteiles, einer gewissen Partei, Klasse oder Religion. Sie ist Mehrheitsherrschaft, Parteiherrschaft, Klassenherrschaft, aber sie ist nie Volksherrschaft. Es gibt im demokratischen Staatswesen immer Minderheiten, die nicht regieren, sondern regiert werden. Also gibt es keine Demokratie, d.h. Herrschaft Aller.

Das Ideal der Demokratie sei die Demokratie mit Proporz nach dem Grundsatz der Gleichberechtigung Aller. Der Proporz ist die Politik der Verzweiflung und der Verwirrung. Ich verstehe eine Regierung, die katholisch ist. Ich verstehe eine Regierung, die antiklerikal ist. Ich verstehe eine Regierung, die sozialistisch ist. Aber offen gestanden, ich begreife nicht, wie eine Regierung zugleich katholisch und antiklerikal, liberal und sozialistisch sein kann. Ich begreife nicht, wie eine Partei in der Regierung der Kopf, die andere der Mund, die dritte der Arm, die vierte der Magen sein kann. Eine solche Regierung, falls sie existieren kann, ist ein Monstrum. Die Regierung muß Kopf, Zunge, Arm, Magen von einer homogenen Art besitzen. Demokratie im Vollsinn des Wortes existiert nicht.

Die moderne Demokratie ist gerade, wo sie gerecht sein will, ungerecht und gefährlich. Die Demokratie überläßt alles dem Schicksal der Urne. Die Urne, das ist der Zufall, und doch wieder die "Unfehlbarkeit“. Alle ihre Urteile haben Gesetzeskraft! Eine einzige Stimme kann den Ausschlag geben über die wichtigsten Fragen der Religion und des Rechtes. Atheisten können an der Urne das Entscheidungsrecht haben über die Kirche, Diebe über Eigentum, Wucherer über Lohn und Arbeit, Ehebrecher und Verführer über das Strafgesetzbuch und Ungebildete über die Grundlagen der menschlichen Gesellschaft.

Die Wahrheit und Gerechtigkeit, ewig, unwandelbar und unabhängig, sind der Willkür der Mehrheit ausgesetzt. Die moderne Demokratie anerkennt im Gegensatz zur christlichen Staatsordnung keine Souveränität der Wahrheit und der göttlichen Gebote, an welche auch die Urne gebunden ist.

Die moderne Demokratie ist die größte Lüge des Jahrhunderts. Sie ist nicht die Rettung aus der Sintflut, sondern ihre Fortsetzung und Steigerung. Der das sagt, ist ein Republikaner, Sohn des ältesten und schönsten aller Freistaaten, aber zugleich überzeugter Gegner der modernen Demokratie. Unser Kampf gilt nicht der Regierungsform, sondern einer überall grassierenden, gottlosen und folgenschweren Irrlehre über den Ursprung der bürgerlichen Gewalt.

Aber auch dann, wenn man unter Demokratie etwas anderes als wir verstehen wollte, nämlich die allgemeine Errichtung von Freistaaten, können wir darin nicht die Arche in der Sintflut sehen. Die Regierungsform spielt eine untergeordnete Rolle. Wie viele auf grünen Sesseln sitzen, einer oder sieben, ist von nebensächlicher Bedeutung. Es hat Staaten gegeben, wo einer an der Spitze war und das Volk war frei und glücklich. Es gibt Regierungen, wo sieben befehlen, und ihre Politik ist Tyrannei und Sklaventum.

Zweck aller Regierungen ist Volksdienst, Schutz der Menschenrechte und der höchsten Menschheitsgüter: Religion, Gewissen, Familie, Leben, Eigentum, Ehre, Wohlfahrt. Die beste Regierung, Monarchie oder Republik ist diejenige, wo sich die Güter im ungestörten Besitze der Allgemeinheit sich befinden. Ein Schrei geht durch die Menschheit aller Sprachen. Mehr Rechte! Mehr Freiheit! Die Regierungen sollen um der Völker willen und für die Völker da sein und nicht die Völker für die Intrigen der Höfe und der Regierungen! Dieser Ruf ist der Verzweiflungsschrei der zermarterten Völker. Ich rufe mit. Aber ich füge gleich bei: Die Regierungsform ist Nebensache. Die Form nützt nichts. Der Geist rettet.

Was die Völker brauchen, ist nicht Demokratie, sondern Schutz vor allen Feinden der hl. Menschenrechte, Schutz vor den Tyrannen allen, den republikanischen und den monarchistischen, vor den Tyrannen an Gewissen und Glauben, an Leben und Eigentum und jeglichem Gute. Aber der Garantien von Freiheit und Recht gibt's nur eine, nur eine einzige: Das Verantwortlichkeitsgefühl der Regierungen, das Gewissen der Gewaltigen der Erde, die Religion. Die Arche heißt nicht Demokratie, sie heißt katholische Kirche. Der Retter ist nicht Wilson, sondern der Papst.


Verweise


Einzelnachweise

  1. Rundschreiben über den Ursprung der bürgerlichen Gewalt