Burgunden

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  • auch „Burgunder“


Das Volk der Burgunden wird den Ostgermanen zugerechnet.


Herkunft

Plinius der Ältere erwähnte sie zuerst, und zwar als Burgundiones, und bezeichnete sie als Teilvolk der Vandilier. Tacitus nennt diesen Namen nicht. Die wichtigste historische Nachricht über die ursprünglichen Siedlungsgebiete der Burgunden überlieferte der Geograf Ptolemäus (2,11) für die Mitte des 2. Jahrhunderts. Danach lebten sie östlich der Semnonen und nördlich der Lugier zwischen der Weichsel und dem die westliche Grenze bildenden Fluß Suebus (Oder-Spree-Havel-Unterlauf), das heißt in Hinterpommern und Ostbrandenburg.

Östlich der Weichsel im Sarmatenland siedelten laut Ptolemäus von Nord nach Süd die Veneter an der Küste, die Goten, und noch weiter südlich die Frugundionen, die wohl ein Teilstamm der Burgunden waren. Der Historiker Zosimos (um 500) erwähnt solche Splittergruppen, Urugunden genannt. Diese östliche Gruppe von Burgunden scheint sich bis ins Gebiet des Asowschen Meeres ausgebreitet und vollkommen mit den Hunnen assimiliert zu haben, nachdem sie um 291 von den Goten fast vollständig geschlagen wurden.

Wie bei allen spätantiken gentes ist allerdings auch bei den Burgunden davon auszugehen, daß nicht ganze Völker wanderten, sondern nur kleine Gruppen, wobei im Erfolgsfall größere Verbände entstehen konnten, die sich immer wieder neu zusammensetzten und dabei auf einen "Traditionskern" beriefen, zu dem insbesondere ein älterer, prestigeträchtiger Name ("Goten", "Burgunden" etc.) gehörte.

Völkerwanderung

Im Zuge der Südbewegung verschiedener germanischer Gruppen verließen auch Teile der Burgunden ihre Siedlungsgebiete an der Oder. Die erste sichere Erwähnung von Gruppen, die sich als Burgunden bezeichneten, im Rhein-Donau-Gebiet gehört in das Jahr 278, als sie mit Wandalen verbündet unter dem Anführer Igillos (Igilo) von den Römern unter Kaiser Probus am Fluß Ligys (wohl der Lech bei Augsburg) geschlagen wurden.

Diese Niederlage führte offenbar dazu, daß Burgunden in der Folgezeit als östliche oder nördliche Nachbarn der Alemannen auftraten und die Gebiete am Main besiedelten, die durch den Abzug der Alemannen ins Dekumatland ausgedünnt waren. Nach dem Abzug eines großen Teiles der römischen Truppen vom Rhein im Jahr 401 war der Weg über den Fluß frei. Der Übergang bei Mainz am 31. Dezember 406 (siehe Rheinübergang von 406) setzte vermutlich die Landnahme des nördlichen Alemannenlandes bis zum unteren Neckarbergland voraus. Die verbliebenen römischen Truppen und die in weströmischen Diensten kämpfenden Franken wurden von Vandalen, Sueben, Alanen und Burgunden überrannt.

Wo genau die Siedlungsgebiete der Burgunder am Main um das Jahr 400 lagen, ist trotz intensiver Forschung immer noch weitgehend unbekannt. Aus den Gebieten um Kocher und Jagst liegen keine entsprechenden ostgermanischen Funde vor, obwohl in dieser Gegend häufig jene Salzquellen gesucht werden, um die Burgunder und Alemannen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach Ammianus Marcellinus kämpften. Ostgermanische Funde auf der Wettenburg bei Urphar deuten jedoch darauf hin, daß dort burgundische Einheiten stationiert waren. Sogar der Sitz eines burgundischen Gaukönigs bzw. ein ostgermanisch-burgundisches Foederaten-Lager wurde dort vermutet. Wahrscheinlich lag das burgundische Territorium seit dem Ende des 4. Jahrhunderts im Mainmündungsgebiet und im Bereich vom unteren Neckar bis zum Rhein.

Burgundenreich am Rhein

Das um 1200 entstandene Nibelungenlied nennt die Burgunden Burgonden und seinen König Gunther. Das Burgund des 12. Jahrhunderts lag jedoch um Arles (Königreich Arles/Arelat) sowie weiter nördlich (Herzogtum Burgund in der Region um Dision), während die Burgunden des 5. Jahrhunderts einige Jahre nach der Zerschlagung ihres Reichs am Rhein in der Gegend südlich des Genfer Sees angesiedelt wurden (siehe unten).

Umsiedlung nach Südwesten

Die burgundische Niederlage gegen die Römer unter Aëtius war der Anlass ihrer nach römischem Einquartierungsrecht vollzogenen Umsiedlung im Jahre 443 als Föderaten in die heutige Westschweiz und nach Sapaudia (wohl das heutige Savoyen). Ein Versuch der Ausdehnung in Richtung Mittelmeer scheiterte bald darauf am Widerstand der dort bereits siedelnden Westgoten. 451 kämpften die Burgunden an der Seite der Römer auf den Katalaunischen Feldern gegen die Hunnen und Ostgoten.

Danach kam es zu einer engeren Anlehnung an das Römische Reich und ab etwa 500 zum teilweisen Zusammenschluss mit den Franken. Nachdem das immer gespannte Verhältnis zu den Goten kurzfristig entspannter war, wurden die Burgunden 507/8 von Teoderich militärisch geschlagen. Kurz darauf gelang ihnen unter König Gundobad aber eine erneute Ausweitung des Herrschaftsgebietes entlang der Rhône. Das Reich umfaßte außer der Westschweiz und dem heutigen Burgund auch die Deutschschweiz um Basel und Soloturn bis zur Aare, das Wallis, Osten, Savoyen, die Dauphiné und das Rottental bis hinunter nach Avignon. Gundobad ließ 516 das in seinem Land geltende Volksrecht aufschreiben, die Lex Burgundionum, eine Mischung aus überliefertem römischen Provinzrecht und germanischen Einflüssen.

Die Burgunden wurden von der romanischen Bevölkerung schnell assimiliert. Ihre Einwanderung in die Schweiz und nach Burgund bewirkte keine langfristige Verschiebung der Sprachgrenze, anders als die nachfolgende Einwanderung der Alemannen. Zum oströmischen Kaiser, dem formellen Oberherrn, unterhielt man insgesamt gute Beziehungen, was sich unter anderem darin ausdrückt, daß viele Könige der Burgunden den Titel eines magister militum[1] verliehen bekamen.

Unter den folgenden Königen Sigismund, dem ersten Burgundenkönig, der zudem den hohen römischen Ehrentitel eines Patricius trug, und Gundomar wurde das Burgundenreich wieder verstärkt in den Konflikt zwischen Franken und Ostgoten verwickelt, wechselte aber die Seiten. 523 und 524 griffen die Franken Burgund an, das sich nun schutzsuchend an das Ostgotenreich des Teoderich I. in Italien anlehnte. Nach Teoderichs Tod 526 unterlagen die Burgunden 532 bei Autun endgültig den Franken und mußten die politische Selbstständigkeit aufgeben. Das Reich teilten die Frankenkönige Lothar I., Childebert I. und Teudebert I. unter sich auf. Innerhalb des fränkischen Reiches bestand weiterhin ein Reichsteil, der als Burgundia bezeichnet wurde - der Name sollte im Mittelalter dann zu Berühmtheit gelangen.

Zeittafel

  • um 150 breiten sich Burgunden möglicherweise unter dem Druck der Goten westlich der Oder aus
  • 278: Vorstoß einiger Gruppen bis an die römische Grenze
  • um 290: Verdrängung der Alemannen aus dem Neckar-Taunus-Raum
  • 406/407: nach dem Rückzug der Römer überschreiten die Burgunden zusammen mit den Vandalen den Rhein
  • 413 wird ihnen als römische Bundesgenossen ein Gebiet am Rhein vertraglich zugesichert
  • 435 Einfall der Burgunden in die römische Provinz Belgica
  • 436 Zerstörung des rheinischen Burgundenreiches durch den weströmischen Heermeister Aëtius, der dafür hunnische Hilfstruppen einsetzt. Das Nibelungenlied hat diese Ereignisse sagenhaft verarbeitet.
  • 443: die verbliebenen Burgunden werden durch Rom ins Gebiet des Rhône-Tals umgesiedelt und gründen dort später ein neues Reich
  • 532 geht das Burgundenreich im Frankenreich auf und bildet dort neben Austrien und Neustrien einen eigenen Reichsteil
  • Das Königreich Burgund geht ab 737 für Jahrhunderte in Neustrien auf. Der Name bleibt aber erhalten.

Verweise

Einzelnachweise

  1. Heermeisters