Benedikt XV.
Benedikt XV. war Papst von 1914 bis 1922.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Giacomo della Chiesa wurde in Genua als Sohn einer adeligen Familie geboren. Im Jahre 1875 erlangte er den staatlichen Doktorgrad der Rechtswissenschaften. Er wurde Priester, studierte Theologie und erwarb einen weiteren Doktortitel.
Mariano Kardinal Rampolla war sein Freund und Mentor. Ihm diente er zunächst in Madrid und später ab 1887, als dieser zum Kardinalstaatssekretär an der Kurie berufen wurde, als Sekretär. Während dieser Zeit half della Chiesa bei der Vermittlung zur Lösung eines Konfliktes zwischen Deutschland und Spanien um die Karolinen-Inselgruppe sowie bei der Organisation von Hilfsaktionen während einer Choleraepidemie. Als Rampolla mit der Wahl von Pius X. aus dem bisherigen Amt ausschied und Kardinal Merry del Val ihm nachfolgte, behielt Giacomo della Chiesa zunächst seine Position als Substitut des Staatssekretariats, die er seit 1901 innehatte.
Aufgrund seiner engen Beziehung zum frankofilen und masonistischen Rampolla wurde della Chiesa bald durch die neue Kirchenführung aus dem diplomatischen Dienst entfernt. Am 16. Dezember 1907 wurde er zum Bologna|Erzbischof von Bologna ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm allerdings Papst Pius X. am 22. Dezember 1907 jedoch als Zeichen der Verbundenheit persönlich.
Kardinal
Erst am 25. Mai 1914 wurde della Chiesa als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Quattro Coronati in das Kardinalskollegium aufgenommen. Mit den neuen Würden ausgestattet, hielt er beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Rede, in welcher er die Position und Aufgaben der Kirche angesichts der Weltlage beschrieb, die Notwendigkeit von Neutralität und den Willen zum Frieden betonte und die Milderung des verursachten Leidens beschwor.
Wenige Wochen später, am 3. September 1914, wurde della Chiesa in einem schwierigen Konklave mit 57 wahlberechtigten Kardinälen im 10. Wahlgang mit 38 zu 18 Stimmen (gegen Domenico Serafini) zum Papst gewählt und nahm unter Bezugnahme auf das Andenken des Papstes Benedikt XIV., der auch Erzbischof von Bologna gewesen war, den Namen Benedikt XV. an.
Pontifikat
Der von Kardinal Merry del Val ausgesprochene Verdacht, della Chiesa habe sich selbst gewählt, was seit Gregor XV. streng untersagt war, konnte am Morgen des 4. September anhand der Wahlzettel angeblich ausgeräumt werden. Er nahm die Wahl an und ergriff sofort erste Maßnahmen. Die Krönung erfolgte kriegsbedingt in aller Eile in der Sixtinischen Kapelle. Sein Stil war bisweilen ironisch oder cholerisch, aber sehr durchsetzungsstark. Trotz bester Fähigkeiten konnte Benedikt XV. kaum öffentliche Popularität gewinnen.
Das Pontifikat Benedikts war geprägt durch den Krieg und dessen Auswirkungen. Benedikt XV. war sehr frankofil. Er organisierte humanitäre Hilfe und unternahm mehrere erfolglose Versuche zu Friedensverhandlungen. Das erste Rundschreiben Ubi primum erließ er hierzu wenige Tage nach seinem Amtsantritt. Im Jahre 1915 wandte er sich erneut an die kriegführenden Nationen.
Besonders bekannt wurde "Des le debut", die Friedensnote Benedikts XV. am dritten Jahrestag des Kriegsbeginns (1. August 1917). Darin schlug der Papst als neutraler Vermittler allen kriegführenden Mächten Friedensverhandlungen vor. Er forderte Abrüstung, eine effektive internationale Schiedsgerichtsbarkeit zur Vermeidung künftiger Kriege und den Verzicht auf Gebietsabtretungen. Damit wurden vom Vatikan wesentliche Grundzüge der internationalen Friedensbewegung der Vorkriegszeit aufgegriffen. Der Plan wurde von den Westmächten ausgeschlagen, das sie ihre Raubziele gefährdet sahen. Ebenfalls die Westmächte waren es, die den Vatikan von den Verhandlungen zum Waffenstillstand ausschlossen.
Haltung zu Versailles
Seine am 23. Mai 1920 veröffentlichte Enzyklika Pacem, Dei munus pulcherrimum war ein Plädoyer für die Versöhnung der Völker. Benedikt wandte sich darin gegen die extremen Maßnahmen der Sieger im Friedensvertrag von Versailles. Während der Nachkriegszeit organisierte er die Kirchenverwaltung neu, um den Anforderungen der neuen internationalen Verhältnisse besser gerecht zu werden.
Innerkirchlich beendete Benedikt XV. angesichts der neuen Weltlage den Kampf gegen den Modernismus. Dies sollte sich noch verhängnisvoll, ja katastrofal rächen. In den Missionsgebieten der Dritten Welt förderte er die Ausbildung des einheimischen Priesternachwuchses, der möglichst bald die europäischen Missionare ersetzen sollte. Er promulgierte das Kanonische Recht (CIC) von 1917 und unternahm Versuche, die Beziehungen zur masonistischen Regierung Frankreichs zu verbessern, indem er die französische Nationalheldin Jeanne d’Arc 1920 heilig sprach. Die diplomatische Anerkennung des Heiligen Stuhls durch Frankreich und Großbritannien war jedoch sein einziger politischer Erfolg.
Benedikt XV. starb 1922 im Alter von 67 Jahren nach einer Lungenentzündung.
Der Bruder des Papstes, Marchese Giovanni Antonio della Chiesa, war Konteradmiral der italienischen Marine.
Zitat
In seiner Exhortatio "Allorché fummo chiamati" vom 28. Juli 1915 bezeichnete Benedikt XV. den Krieg als "grauenhafte Schlächterei":
- "Im heiligen Namen Gottes, unseres himmlischen Vaters und Herrn, um des gesegneten Blutes Jesu willen, welches der Preis der menschlichen Erlösung gewesen, beschwören Wir Euch, die Ihr von der göttlichen Vorsehung zur Regierung der kriegsführenden Nationen bestellt seid, diesem fürchterlichen Morden, das nunmehr seit einem Jahr Europa entehrt, endlich ein Ziel zu setzen. Es ist Bruderblut, das zu Lande und zur See vergossen wird.
- Die schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, sind mit Leichen und Ruinen besät. Ihr tragt vor Gott und den Menschen die entsetzliche Verantwortung für Frieden und Krieg. Höret auf Unsere Bitte, auf die väterliche Stimme des Vikars des ewigen und höchsten Richters, dem Ihr werdet Rechenschaft ablegen müssen. Die Fülle der Reichtümer, mit denen Gott der Schöpfer die Euch unterstellten Länder ausgestattet hat, erlauben Euch gewiss die Fortsetzung des Kampfes. Aber um was für einen Preis? Darauf mögen die Tausende junger Menschenleben antworten, die alltäglich auf den Schlachtfeldern erlöschen."
Werke
- Antrittsenzyklika Ad beatissimi Apostolorum principis, 1. November 1914. In diesem Rundschreiben ruft er angesichts des Weltkrieges äußerst vehement zum Frieden auf, wendet sich abermals uneingeschränkt gegen den Modernismus und warnt vor den Gefahren der innerkirchlichen Zwietracht.[1]
- Papst Benedikt XV.: Non nova, sed noviter.
- 8.9.1914 Apostolisches Schreiben UBI PRIMUM Erster Friedensaufruf des Papstes
- 28.07.1915 Apostolische Exhortation ALLORCHÉ FUMMO CHIAMATI, zweiter großer Friedensaufruf, wider questa orrenda carneficina
- 27.05.1917 Bulle PROVIDENTISSIMA MATER Publikation des neu kodifizierten Kirchenrechts (CIC 1917)
- 15.06.1917 Enzyklika HUMANI GENERIS REDEMPTIONEM über die Predigt des Wortes Gottes
- 01.08.1917 Apostolisches Schreiben Dès le début.[2]
- 14.05.1919 Enzyklika In hac tanta[3]
- 30.11.1919 Apostolisches Schreiben MAXIMUM ILLUD über die Missionen.
- 23.05.1920 Enzyklika PACEM DEI MUNUS PULCHERRIMUM Völkerrecht für nachhaltigen Weltfrieden
- 15.09.1920: Enzyklika SPIRITUS PARACLITUS Irrtumslosigkeit der Hl. Schrift
- 05.10.1920 Enzyklika PRINCIPI APOSTOLORUM PETRO über Ephräm den Syrer
- 06.01.1921 Enzyklika SACRA PROPEDIEM (über den III. Orden des Hl. Franziskus
- 30.04.1921 Enzyklika IN PRAECLARA SUMMORUM (zum 600. Todestag von Dante
- 29.06.1921 Enzyklika FAUSTO APPETENTE (über den Hl. Dominikus
Verweise
Einzelnachweise
- ↑ Die Einheit der Kirche wird allerdings NUR durch den Sieg über den Modernismus gewährleistet.
- ↑ Erneuter Friedensaufruf an die Krieg führenden Staaten: Abrüstung, Völkerrecht, Schiedsgerichtsbarkeit; gegen das massacre inutile.
- ↑ An die dt. Bischöfe zur 1200-Jahr-Feier der Missionierung Deutschlands.